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Dafür und dagegen XVI: Filme synchronisieren - Ja oder Nein? Von Nina Weinbrenner, Elisa Moll

dafuer

Ein gemütlicher Abend vor dem Fernseher mit einer DVD, Popcorn und Freunden ist etwas Schönes. Vor allem, wenn der Film, den man sich ansehen möchte, synchronisiert ist. Manche Witze wirken vielleicht irgendwie unbeholfen, aber man denkt nicht weiter drüber nach und genießt den Abend. Sieht man sich nämlich denselben Film in Originalsprache an, gibt es gleich Probleme. Auch wenn zwar fast jeder irgendwann mal Englisch in der Schule gelernt hat, ist es mit den praktischen Kenntnissen meist nicht allzu weit her, von umgangssprachlichen Ausdrücken mal ganz abgesehen. Da gibt es dann nur eine Möglichkeit: Man muss die Untertitel mitlesen, anstatt einfach nur entspannt den Film zu sehen. Während die FreundInnen nach dem Film über Details reden fragt man sich, ob man selbst eigentlich einen ganz anderen Film gesehen hat, da einem die Anekdoten und Witze, über die sie lachen, total unbekannt vorkommen. Man selbst war ja beschäftigt, schnell genug zu lesen und musste dabei ja auch noch aufpassen, dass die anderen nicht alle Chips wegessen.

Untertitel sind generell eine praktische Erfindung. In Skandinavien werden Filme nicht synchronisiert - ein häufig genannter Grund für das gute Abschneiden in den PISA-Studien. Natürlich wird das Lesen verbessert, doch das Vergnügen bleibt dabei unweigerlich auf der Strecke. Zum einen sind Untertitel viel zu ungenau aufgrund ihrer Zeichenbeschränkung. Zum anderen lenken sie vom eigentlichen Film ab. Ob man Englisch kann oder nicht, man fängt automatisch an, die Untertitel mitzulesen. Das Ergebnis ist dann, dass man zwar weiß, worüber die SchauspielerInnen reden, aber die Bilder, das Wichtigste an einem Film, werden zur Nebensache.

Bei allen Nachteilen haben Synchronisationen den Vorteil, dass alle alles verstehen können. Der Film wird zum Ereignis, nicht die Untertitel. Und wenn man einfach nur entspannen möchte, ist das durchaus hilfreich.

Nina Weinbrenner

dagegen

In einem Kino zu sitzen und nichts zu verstehen, ist blöd. In einem Kino zu sitzen und fälschlicherweise zu denken, dass man alles versteht, noch blöder. Klar, es ist bequemer und entspannter sich einen Film synchronisiert anzuschauen. Nur leider schaut man dann oft nicht den Film, den der Regisseur gedreht hat beziehungsweise der Drehbuchautor geschrieben hat. Das fängt meist schon beim übersetzten Titel an. Einerseits kann es bereichernd und hilfreich sein, wenn ein Übersetzer einen Filmtitel für seinen Kulturkreis interpretiert. Andererseits wurde der Originalname eines Filmes ja auch nicht zufällig gewählt. Wenn also ein Filmemacher beschließt seinen Film zum Beispiel Stepmother zu nennen und dies vom Verlauf des Films her nicht gerade abwegig ist, wie kommt man dann auf einen seichten Titel wie Seite an Seite?

Die Filmverleihe und ihre Marketingabteilungen haben eben meist nur ein Ziel: den Film für die breite Masse so aufzubereiten, dass er sich leicht verkauft. Das ist legitim und nachvollziehbar. Aber ist es auch das, was man als Zuschauer will? Oder will man nicht viel lieber den Film so sehen, wie er gemeint ist? Und ist es oft nicht gerade der Klang der Sprache, der dem jeweiligen Film sein ganz eigenes Flair verleiht? Denn seien wir ehrlich, Deutsch klingt leider nicht halb so schön wie Französisch oder Italienisch oder Spanisch oder Portugiesisch oder…

Natürlich kann man von niemandem erwarten, dass er all diese Sprachen fließend beherrscht und dann womöglich noch alle Dialekte versteht. Aber dieses Problem lässt sich ja auch anders lösen: durch den fälschlicherweise so ungeliebten Untertitel. Gegen ihn hört man oft das Argument, dass man im Kino nicht lesen wolle. Aber schon nach kurzer Zeit gewöhnt sich das Auge daran und man merkt gar nicht mehr, dass man auch liest. Ganz nebenbei kann man dann auch mal wieder spielerisch seine Sprachkenntnisse aufbessern und versteht vielleicht sogar das ein oder andere Wortspiel.

Elisa Moll