»And the winner is...«

Die GewinnerInnen der Big Brother Awards 2005 stehen fest Von Gregor Leyser

Nein, der Preis hat nicht das Geringste mit den Aktivitäten in einer Ossendorfer Containersiedlung zu tun. »Big Brother« stand ursprünglich synonym für den allgegenwärtigen Überwachungsstaat in George Orwells Roman 1984. Entsprechend werden die Big Brother Awards in Deutschland seit dem Jahr 2000 an Personen und Institutionen verliehen, die sich in besonderer Weise um Verstöße gegen den Datenschutz ›verdient‹ gemacht haben.

Organisiert werden die Awards vom Bielefelder »Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs«. Die Jurymitglieder stammen aus Verbänden, die sich unter anderem dem verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenen Daten verschrieben haben. Zu den bekanntesten zählen der Chaos Computer Club und die Internationale Liga für Menschenrechte.

In diesem Jahr wurden PreisträgerInnen in acht Kategorien ermittelt, darunter erstmals auch in der Sparte »Lebenswerk«. Die wahrscheinlich eher weniger glücklichen GewinnerInnen sind: Die Saatgut Treuhand Verwaltungsgesellschaft (Wirtschaft), die Landesregierung Niedersachsen (Behörden und Verwaltung), die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein (Kommunikation), diverse KandidatInnen wegen der Verharmlosung der Folgen von flächendeckender Videoüberwachung (Technik), das WM-Organisationskomitee des DFB (Verbraucherschutz) und der hessische Innenminister Volker Bouffier (Politik).

Den Regionalpreis erhielt die Grundschule Ennigloh bei Bünde zusammen mit der Volksbank Bad Oeynhausen Herford und der Sparkasse Herford. Die beiden Kreditinstitute baten die genannte Grundschule um die Namen der SchulanfängerInnen, um ihnen pünktlich zur Einschulung das Angebot für ein Startkonto unterbreiten zu können. Die Schule hatte keinerlei Bedenken, die Daten herauszugeben.

Der Lifetime-Award ging dieses Jahr an Noch-Innenminister Otto Schily (SPD). Der Preisträger hat sich diese Würde hart erarbeitet. Zu seinen Leistungen gehören der biometrische Pass, die Aushöhlung des Datenschutzes und der informationellen Selbstbestimmung unter dem Deckmantel von Sicherheit und Terrorbekämpfung, seine Mitwirkung am großen Lauschangriff oder seine Angriffe auf die Unabhängigkeit des Bundesdatenschutzbeauftragten.

Nähere Informationen zu den Nominierungen sind im Netz zu finden unter www.bigbrotherawards.de.