Exzellente Märchenstunde

Brothers Grimm: Der neue Film von Terry Gilliam Von Volker Elste

1811: In einem Wald in der Nähe des Dorfes Marbaden sind unter mysteriösen Umständen zehn Kinder spurlos verschwunden. Für die französische Besatzungsarmee ein beunruhigender Zwischenfall angesichts einer Dorfbevölkerung, die vom Glauben an Hexerei und böse Geister besessen ist.

Die Ereignisse in Marbaden bilden den Rahmen für Brothers Grimm, den neuen Film von Regisseur Terry Gilliam. Die Brüder Will (Matt Damon) und Jake Grimm (Heath Ledger) sind zwei windige Gestalten, die der leichtgläubigen Bevölkerung bereits seit Jahren mit fingierter Geisteraustreiberei das Geld aus der Tasche ziehen. Schlecht für sie allerdings, dass ihnen der Oberbefehlshaber der französischen Armee, General Delatombe, auf die Schliche gekommen ist. Er schickt die beiden Geschichtenerzähler nach Marbaden, wo sie zu ihrem Leidwesen mit echten Mysterien konfrontiert werden: Bäume wandern umher, ein Werwolf treibt sein Unwesen, und in einem alten Turm wartet seit hunderten von Jahren die Spiegelkönigin auf den Trank der ewigen Jugend, der aus dem Blut toter Kinder gewonnen wird.

Die Exzentrik und die Bilderflut von Brothers Grimm erinnert stark an andere Fantasyfilme von Terry Gilliam, zum Beispiel an seinen bisher besten Film Brazil. Zudem besticht Brothers Grimm - auch in den Nebenrollen - durch eine hervorragende Besetzung: Grandios etwa verkörpert Jonathan Pryce den Möchtegern-Napoleon Delatombe. Und Monica Bellucci ist als Spiegelkönigin einfach umwerfend. Schade nur, dass Gilliam es an einigen Stellen mit der Einbindung der Grimm'schen Märchen übertreibt und seine Figuren teilweise überzeichnet, so zum Beispiel Delatombes Folterknecht Cavaldi. Brazil bleibt, wenn auch nur knapp, Gilliams Meisterwerk.

Brothers Grimm. Regie: Terry Gilliam. DarstellerInnen: Matt Damon, Heath Ledger, Monica Bellucci u.a. Großbritannien, Tschechien 2005. Bereits angelaufen.