»Gürtel enger schnallen«

Wegen der zahlreichen Exmatrikulationen fehlen den Fachschaften der Philosophischen Fakultät 19000 Euro. Ein Drittel des Gesamtetats. Von Volker Elste

»Die Fachschaften werden den Gürtel zukünftig enger schnallen müssen.« Den ersten Schock hat Boris Siuda, der Finanzreferent des SprecherInnenrates der Philosophischen Fakultät (Phil-SpRat), inzwischen überwunden. Sein Statement entlockt ihm ein leichtes Grinsen.

Letzte Woche war ihm jedoch gar nicht danach zumute. Denn da hat er erstmals die Zahl der im Sommersemester 2004 an der Philosophischen Fakultät eingeschriebenen StudentInnen zu hören bekommen. Von 21584 im letzten Wintersemester ist sie auf jetzt vorläufig 14892 gesunken. Finanziell bedeutet dies für die StudentInnenschaft an der Philosophischen Fakultät einen Einnahmeverlust von rund 19000 Euro für das seit dem 1. April laufende Haushaltsjahr. Und damit stehen der studentischen Vertretung an der nach wie vor größten Fakultät der Universität Köln nur noch zirka zwei Drittel der Mittel zur Verfügung.

Einen ähnlich großen Aderlass mussten auch die Erziehungswissenschaftliche und die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hinnehmen, während sich an der Juristischen und der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät die Zahl der Immatrikulierten um jeweils nur rund zehn Prozent verringert hat. Insgesamt kommt die Universität Köln im laufenden Semester somit auf 44977 StudentInnen, während es im Wintersemester 2003/04 noch 62152 waren. Landesweit geht das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium von einem studiengebührenbedingten Absinken der StudentInnenzahlen um etwa zwöf Prozent aus (von 500000 auf 440000). Allerdings scheint diese von der Pressestelle des Ministeriums gegenüber der philtrat geäußerte Schätzung zu niedrig zu sein, da sich die Exmatrikulationsquoten auch in Bonn, Münster, Bochum und Duisburg auf jeweils rund zwanzig Prozent belaufen.

»Für die Philosophische Fakultät haben die Exmatrikulationen mit Blick auf die Mittelzuweisungen zunächst keine Auswirkungen«, erklärte Bernd Manuwald, Dekan der Philosophischen Fakultät. Denn die Vergabekriterien basieren bereits seit Jahren auf der Immatrikuliertenzahl in der Regelstudienzeit. Somit fallen die 6692 StudentInnen, die sich nach der Einführung der Studiengebühren an der Philosophischen Fakultät exmatrikuliert haben, nicht ins Gewicht.

Nach Einschätzung von Sebastian Schröder vom Phil-SpRat wird sich auch an den bisherigen Studienbedingungen nicht viel ändern: »Auch nach dieser Exmatrikulationswelle wird es weiterhin überfüllte Hörsäle und Engpässe in den Bibliotheken geben.« Als Begründung führt er an, dass viele der ehemaligen StudentInnen keine Lehrveranstaltungen mehr besucht hätten beziehungsweise die gleiche Zahl an Seminaren und Vorlesungen pro Semester auf einen längeren Zeitraum verteilt hätten. Indirekt bestätigt auch Manuwald diesen Umstand: »In Gesprächen mit Kollegen habe ich bisher nicht gehört, dass durch die geringere Studierendenzahl eine veränderte Situation eingetreten ist.« Allenfalls in so genannten kleinen Fächern könnte es seiner Ansicht nach eine Entspannung geben, jedoch nicht in den größeren Studiengängen. »In einem Seminar mit vorher 75 Studierenden fällt eine Verringerung auf jetzt vielleicht 70 Teilnehmer nicht merklich auf.«

Deutlich zu spüren bekommen hingegen die Kölner StudentInnen den Verwaltungsaufwand, der mit der Studiengebühreneinführung verbunden ist. So hatte beispielsweise das StudentInnensekretariat eine Woche lang geschlossen, um überhaupt Anträge und Widersprüche bearbeiten zu können. Und noch immer liegt die Hälfte der insgesamt 4000 Anträge auf Halde. »Einen letztendlichen Überblick über den finanziellen Verwaltungsaufwand kann nur eine Kosten-Leistung-Rechnung geben. Aber dafür fehlt uns einfach die Zeit«, betont Jens Kuck, der in der Universitätsverwaltung für die Angelegenheiten der StudentInnen zuständig ist. Da das Ministerium für den Verwaltungsaufwand keine Mittel zur Verfügung gestellt habe, sind laut Kuck immense finanzielle Umschichtungen im Universitätshaushalt notwendig gewesen, um die Mehrarbeit finanzieren zu können. Dagegen ist zurzeit noch nicht bekannt, wie viel Geld durch die Studiengebühren an die Universität Köln zurück fließt.