AfrikaBilder: Wie sich Deutschland seine AfrikanerInnen erfindet

Von Volker Elste

AfrikaBilder lautet der prägnante Titel eines Sammelbandes, den Susan Arndt im Unrast-Verlag herausgegeben hat. Afrikabilder sind in Form von Begriffen wie »Mohrenkopf«, »Negerkuss« oder »Sarotti-Mohr« Teil des Alltages in Deutschland. Dazu gehören auch Werbetafeln, die auf den scheinbar animalischen Charakter von AfrikanerInnen oder Menschen afrikanischer Herkunft Bezug nehmen: beispielsweise Männer, die nur mit Lendenschurz und Buschtrommel abgelichtet werden, oder Kinderlieder wie »Zehn kleine Negerlein«.

Alle diese Phänomene werden in Arndts Buch, das mit Studien zu Rassismus in Deutschland untertitelt ist, in drei thematisch gegliederten Abschnitten behandelt. Aufsätzen zum Thema Mentalitätsgeschichte und Manifestationen von Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland folgen Abhandlungen über Rassismus und Afrikabilder in Gesellschaft Kunst und Wissenschaft. Den Abschluss bildet Afrika im Spiegel bundesdeutscher Politik und NGOs.

Afrika ist nicht nur in Straßennamen allgegenwärtig, die auf die deutsche Kolonialzeit zurückgehen, wie die Carl-Peters-Straße, benannt nach dem »kaiserlichen Kommissar« für das so genannte Kilimandscharo-Gebiet. So zeichnet Martin Baer im zweiten Abschnitt unter der Überschrift Von Heinz Rühmann bis zum Traumschiff die Behandlung des Themas Afrika in deutschen Filmen der Nachkriegszeit nach.

Stellvertretend für heute noch vorherrschende Vorstellungen über Afrika sieht Baer unter anderem den Film African Timber (1988) mit Heiner Lauterbach. Typisch ist nach Baers Ansicht, dass selbstverständlich die weißen ProtagonistInnen - Lauterbach spielt den Verwalter eines Sägewerks - die illegale Abholzung der Tropen stoppen. Einen ähnlichen Überblick über die Kinder- und Jugendliteratur bietet der Beitrag Von Peter Moor zu Kariiuki von Peter Bräunlein. Er macht für die Achtzigerjahre eine regelrechte Welle so genannter Entwicklungshelferromane aus, in der immer wieder EuropäerInnen die entscheidende positive Rolle spielen.

Im dritten Abschnitt wird schlaglichtartig die Politik der Bundesrepublik Deutschland gegenüber Afrika beleuchtet. Die Autoren kritisieren unter anderem die momentan bestehenden entwicklungspolitischen Prämissen in Deutschland.

Arndts Buch bietet einen umfassenden Überblick über den Umgang mit dem Thema Afrika in Deutschland. Besonders der Abschnitt über die Darstellung in der Kultursparte zeigt, dass sich zwar im Verlauf der letzten hundert Jahre die Vorstellungen über den »dunklen Kontinent« geändert haben, dass aber nach landläufigen Vorstellungen noch immer EuropäerInnen das entscheidende Element zur Rettung der AfrikanerInnen sind. Denn noch immer sind »Mohrenkopf« und »Negerkuss« nicht verschwunden.

Susan Arndt (Hg): AfrikaBilder. Studien zu Rassismus in Deutschland, Unrast-Verlag, Münster 2001, 21 Euro.