Kalendergirls: Marmelade auf Abwegen

Britische Komödientradition fortgeführt Von Volker Elste

Knapely befindet sich in Aufruhr. Denn Hollywood interessiert sich plötzlich für die Kleinstadt im englischen Yorkshire. Grund für die ganze Aufregung ist der Kalender, der wie jedes Jahr von den örtlichen Mitgliedern des Women´s Institute, der britischen Frauenvereinigung, für wohltätige Zwecke herausgegeben wird.

In dem Film Kalendergirls von Regisseur Nigel Cole, der bereits mit Grasgeflüster großen Erfolg hatte, geht es nämlich nicht um einen der üblichen Kalender, wie sie zuvor vom Women´s Institute zusammengestellt wurden. Motive wie Einmachgläser oder Landschaftsaufnahmen spielen in diesem Jahr nur eine untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die Kalendergirls: Frauen mittleren Alters, die auf den Bildern nackt beim Marmeladekochen und bei anderen Gelegenheiten zu sehen sind.

Die revolutionäre Idee hat Chris - hervorragend gespielt von Helen Mirren - als sie in der Autowerkstatt von Knapely einen Pin-Up-Kalender entdeckt. Dass sie heimlich von einem nackten Robbie Williams träumt, lässt in ihr endgültig den Plan für den etwas anderen Kalender reifen.

Gemeinsam mit Annie, dargestellt von Julie Walters, geht sie an die Umsetzung ihres Vorhabens. Annies Mann ist kurz zuvor an Krebs gestorben. Sie wollen mit ihren Freundinnen vom Women´s Institute eine große Summe Geld für die Krebshilfe zusammenbringen. Am Ende kommen dann auch eine Million Pfund für diesen Zweck zusammen. Aber eben auch die verwirrte Männerwelt von Knapely, der Widerstand des landesweiten Women´s Institute und das überregionale Interesse an den Kalendergirls. Und dann fällt auch noch Hollywood in den ehemals beschaulichen Ort ein.

Mit Kalendergirls hat Nigel Cole einen Film gedreht, der den vorläufigen Endpunkt einer Reihe hervorragender britischer Komödien bildet, die zum Beispiel Ganz oder gar nicht oder eben Grasgeflüster umfasst. Charakteristisch für diese »neue britische Welle« ist, dass sie das Alltagsleben losgelöst von der Großstadt London zeigen. Dies und das Zurückgreifen auf zumeist unbekannte DarstellerInnen zeichnet diese Filme aus. Hierdurch entgleiten sie immer wieder dem Mainstream des Hollywoodstils. Kalendergirls fällt aufgrund der bereits bekannteren SchauspielerInnen zwar etwas aus dem üblichen Rahmen, jedoch tragen gerade Mirren und Walters zu Coles Film eine Menge bei.

Kalender Girls. Großbritannien 2003. Regie: Nigel Cole. Buch: Tim Firth, Juiette Towhidi. DarstellerInnen: Helen Mirren, Julie Walters, Geraldine James, Penelope Wilton, Celia Imrie, Annette Crosbie, John Alderton, Philip Glenister, Linda Bassett, Ciaran Hinds, John-Paul Macleod.