Senat missbilligt Kritik

Weil er für protestierende StudentInnen sprach, wurde Professor Christoph Butterwegge vom Senat gerügt. Von Raphaela Häuser

Auf seiner Sitzung am 3. Dezember hat der Senat der Kölner Universität seine »Missbilligung« gegenüber Professor Christoph Butterwegge, dem Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, ausgesprochen. Dieser hatte einige Tage zuvor auf Drängen von protestierenden StudentInnen auf dem Podium einer Veranstaltung des universitären Fördervereins Köln-Alumni Platz genommen und sich kritisch mit den geladenen Referenten auseinander gesetzt.

»Der Rektor bedauert ausdrücklich diesen Einsatz eines Universitätsprofessors, da dies der Öffentlichkeit ein schlechtes Bild der Universität zu Köln vermittelt«, heißt es im Protokoll der Senatssitzung. Dort war der Auftritt des unbequemen Kollegen Gegenstand wilder Diskussionen und Spekulationen. Laut Karsten Kratz, studentischer Vertreter der Unabhängigen im Senat, vermuteten einige ProfessorInnen, Butterwegge sei der eigentliche Initiator der Proteste und habe die StudentInnen lediglich für sich instrumentalisiert. Man habe von professoraler Seite sogar überlegt, ob man disziplinarrechtliche Maßnahmen ergreifen solle, so Kratz. Auch von einer Wiedereinführung der akademischen Rüge ausschließlich für den »Fall Butterwegge« hätte ein Senatsvertreter gesprochen. Der Rektor hat laut Protokoll in einem Schreiben an Butterwegge sein Bedauern über dessen »Identifizierung mit den Störern« ausgedrückt und darauf hingewiesen, »dass er von einem Kollegen erwarte, dass er die Veranstaltungen anderer Gruppierungen an der Universität zu Köln respektiere und nicht durch Störungen zu Änderungen des Programmablaufs beitrage«. Butterwegge selber hat bisher noch keine Gelegenheit zur Stellungnahme im Senat erhalten.

Auf der vom Bayer-Konzern gesponserten Veranstaltung zum Thema soziale Sicherungssysteme war eine illustre Gästeschar versammelt. Neben dem Gesundheitsökonom Karl Lauterbach, einem Vertreter des Gesundheitsministeriums und dem Volkswirtschaftler Bert Rürup lud der Veranstalter die beiden Professoren Johann Eekhoff und Eckart Bomsdorf von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät als Redner ein. Kein ausgewogenes Verhältnis, fand ein Bündnis von KritikerInnen des derzeitigen Sozialabbaus und rief zu einer Protestkundgebung auf, darunter unter anderem die Alternative Liste (AL) und attac campus.

Laut Dieter Asselhoven (AL), der die Kundgebung angemeldet hatte, bot der Rektor selber den StudentInnen als Kompromiss an, eine Person für das Podium zu benennen. Daraufhin schlugen diese den im Publikum anwesenden Butterwegge vor. »Das eigentliche Ziel war es, die Hälfte der Podiumsplätze mit StudentInnen zu besetzen«, erläutert Asselhoven. Durch seine Teilnahme an der Diskussion habe Butterwegge »zur Deeskalation des Konflikts beigetragen, weil es vielleicht sonst zu einer Podiumsbesetzung gekommen wäre«.

Auch Butterwegge betont, Küpper habe ihn ausdrücklich aufgefordert, an der Diskussion teilzunehmen, um die Situation zu entschärfen. »Dass man mir dann hinterher unkollegiales Verhalten vorwirft, finde ich eine merkwürdige Form des Umgangs«, kritisiert er. Für den Rektor ist jedoch uninteressant, wer Butterwegge darum gebeten habe, an der Diskussion teilzunehmen. Er betrachtet es nach wie vor als befremdlich, dass ein Kollege dazu bereit gewesen sei und somit zur Beeinträchtigung des Programmablaufes beigetragen habe. Dabei stand aus Butterwegges Sicht nicht das Recht oder die Freiheit, in der Universität Veranstaltungen durchzuführen, zur Disposition, sondern vielmehr das Recht aller Hochschulangehörigen, daran teilzunehmen: »Bewusst offen angelegt, wie der Rektor behauptet, war die Alumni-Veranstaltung nun wirklich nicht.«

Zu einem Nachspiel kam es auf der Senatssitzung am 7. Januar. Kratz beanstandete das Protokoll, in dem von einer »einvernehmlichen Missbilligung« die Rede ist. Er selber habe keine Kritik an Butterwegges Verhalten geäußert. Sein Änderungsantrag wurde mit der Begründung abgebügelt, eine Änderung der Formulierung würde die Rüge, die durch das Protokoll vermittelt wird, zu sehr abschwächen.

Der philtrat gegenüber distanzierte sich Küpper von den harschen Forderungen nach weiteren Konsequenzen, allerdings müsse noch ein Gespräch zwischen dem Rektor, dem Dekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät und Butterwegge zu diesem Thema stattfinden.