Ein Jahr Suche

Inzwischen beenden die ersten Bachelor-Studierenden ihr Studium. Die Jobsuche ist für sie oft nicht einfach. Von C. Wienen

Der Bachelor-Abschluss soll Studierenden einen schnellen Einstieg in den Beruf ermöglichen. Soweit die Theorie. Doch VertreterInnen von Unternehmen betonen immer wieder, dass die Studierenden nicht ausreichend auf die Praxis vorbereitet sind. Die Agentur für Arbeit moniert, dass die Universitäten die Arbeitgeber­Innen nicht über die neuen Abschlüsse informierten. Und die Bachelor-Absolvent­Innen sind verwirrt, für welche Jobs sie sich bewerben können. Am Ende hängen die meisten einen Master an.

Aus gutem Grund, meint Jürgen Karasch von der Kölner Agentur für Arbeit. Karasch betreut die Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen mit dem Abschluss Bachelor of Arts (B.A.). »Geisteswissenschaftler mit B.A. braucht keiner«, sagt er. Der Arbeitsmarkt fluktuiert ständig. Viele Sprach- und KulturwissenschaftlerInnen arbeiten freiberuflich oder projektbezogen. Darunter sind viele MagisterabsolventInnen und Promovierte mit drei Seiten Berufserfahrung im Lebenslauf. Sie konkurrieren immer wieder mit den BerufsanfängerInnen.

Karasch empfiehlt daher allen, einen Master aufzusatteln. »Ein Jahr Sucharbeitslosigkeit nach einem geisteswissenschaftlichen Bachelor-Abschluss ist normal«, stellt er fest. Offiziell gibt es genauso viele arbeitslose GeisteswissenschaftlerInnen mit Bachelor- wie solche mit Master- oder Magister-Abschluss. Doch 90 Prozent der Bachelor-AbsolventInnen schließen ein Masterstudium an und verschwinden so aus der Statistik. In anderen Fachrichtungen ist die Lage entspannter. IngenieurInnen und viele weitere AbsolventInnen mit einem Bachelor of Science brauchen sich keine Sorgen zu machen. Einzelne Banken zahlen BWLerInnen mit Bachelor schon fast das gleiche Einstiegsgehalt wie den Diplom-AbsolventInnen.

Die ersten Hürden für die geisteswissenschaftlichen Bachelor-AbsolventInnen ergeben sich schon, wenn sie die Stellenanzeigen sichten. Mühsam müssen sie die Anforderungen analysieren, denn das Wort »Bachelor« taucht so gut wie nie auf. Die Formulierung »abgeschlossenes Hochschulstudium« wird häufig nicht spezifiziert, obwohl auf Nachfrage manchmal nur Master- und Diplom-AbsolventInnen gesucht werden. ArbeitgeberInnen des öffentlichen Dienstes lassen die gewünschte Qualifikation mit der Besoldungsgruppe durchschimmern, sie haben die neuen Abschlüsse bisher nicht in die Angestelltenordnungen eingegliedert.

Auch die meisten Jobportale bieten keine Bachelor-Kategorie an. Durchsucht man die Anzeigen nach dem Begriff »Bachelor«, finden sich häufig nur Praktika. Stellen, die für Bachelor-AbsolventInnen in Frage kommen, sind beispielsweise Assistenzstellen, Projektmitarbeit oder Trainee-Stellen. Manche Jobs verbergen sich auch hinter dem Begriff »Young Professional«.

Dabei warten die ArbeitgeberInnen angeblich nur auf die jungen Arbeitswilligen. Die Personalvorstände der führenden Wirtschaftsunternehmen Deutschlands initiierten bereits 2004 die Kampagne »Bachelor Welcome«, um den Bachelor zu fördern. Auf einer Konferenz im vergangenen Oktober forderten die Unternehmen, darunter führende DAX-Konzerne wie die Deutsche Telekom, dass die Diskussion um die Abschlüsse endlich aufhören müsse. Die ArbeitgeberInnen kritisieren, dass die Hochschulen den Bachelor häufig als verlängertes Grundstudium und den Master als verkürztes Hauptstudium konzipierten. So würden die B.A.-Studierenden gar nicht auf den Berufseinstieg vorbereitet. Diese Forderungen wirken jedoch wenig überzeugend, da auch das Stellenangebot der teilnehmenden Unternehmen die Bachelor-AbsolventInnen kaum anspricht.

Doch ganz so düster, wie die Ausschreibungen es vermitteln, sieht die Zukunft der Bachelor-AbsolventInnen nicht aus. So haben sich bei Jürgen Karasch von der Arbeitsagentur erst 50 Bachelor-AbsolventInnen arbeitslos gemeldet. Eine höhere Qualifikation kann sogar von Nachteil sein, sagt Karasch. »Eigentlich kann man einen arbeitslosen Bachelor leichter vermitteln als einen Kunsthistoriker mit einem Doktor, da ist der Markt noch enger.«