Vergangenheitsbewältigung für Mexiko

Das Buch Acteal - Ein Staatsverbrechen erinnert an ein Massaker vor 13 Jahren Von C. Wienen

Zwei Tage vor Weihnachten 1997 massakrierten in Acteal, Mexiko, Paramilitärs betende Frauen, Männer und Kinder. 45 Menschen starben, weil sie sich in der Organisation Las Abejas (zu Deutsch: die Bienen) für die Rechte der indigenen Bevölkerung im mexikanischen Hochland engagierten. Schwangeren Frauen wurde in den Bauch geschossen, Kindern in den Rücken.

Hermann Bellinghausen ist mexikanischer Journalist und hat die Umstände des Massakers in seinem Buch Acteal - ein Staatsverbrechen (Unrast) detailliert nachgezeichnet. Dem Massaker war ein bewaffneter Aufstand der »Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung« im Jahr 1994 vorausgegangen. Diese Guerilla-Armee setzte sich aus Indigenen zusammen und forderte eine autonome Verwaltung und basisdemokratische Strukturen für die Region Chipas. Bellinghausen beleuchtet die Phasen des Konflikts vor und nach dem Massaker und verdeutlicht, dass viele Fehler gemacht wurden. Gerade die mexikanische Regierung kommt in dem schmalen Büchlein nicht gut weg. Sie hat die Paramilitärs mit Waffen ausgestattet, den Widerstand gegen die indigene Bevölkerung angefeuert und später versucht, viele Details zu vertuschen.

Am Ende mussten ein Innenminister, ein Friedensbeauftragter der Regierung und ein Gouverneur zurücktreten. Polizeibeamte und Indigenas, die sich selbst bewaffnet haben sollen, mussten sich vor Gericht verantworten. Das Massaker löste weltweit Empörung aus, doch Bellinghausen betont, dass keineswegs Gerechtigkeit gefunden wurde. Die eigentlichen DrahtzieherInnen konnten sich ihrer Verantwortung entziehen. Die Übersetzung liest sich größtenteils flüssig, lange Schachtelsätze erfordern aber hin und wieder besondere Konzentration.