Fluch oder Segen?

Eine InvestorInnengruppe plant eine Mall in Ehrenfeld. Das stößt bei AnwohnerInnen und PolitikerInnen auf Widerstand. Von Nina Weinbrenner

Ein Einkaufszentrum mit einer ähnlichen Größe wie die Köln Arcaden in Kalk könnte in den nächsten Jahren in Ehrenfeld gebaut werden. Jedenfalls, wenn es nach den Wünschen der Investorengruppe Bauwens geht, die das Helios-Gelände im Herzen Ehrenfelds vor einigen Jahren gekauft hat. Das Gelände ist nach der früher dort ansässigen Elektrofirma Helios AG benannt. Doch nicht alle sind von dieser Idee begeistert. Vor allem die EinzelhändlerInnen in Ehrenfeld sehen ihre Existenzen bedroht. Aber auch die kommunalen PolitikerInnen stehen den Planungen kritisch gegenüber. Die Stadt selbst hat eine Standortanalyse in Auftrag gegeben, um die Pläne auf ihre Verträglichkeit zu prüfen.

Auf dem Helios-Gelände befinden sich derzeit das unter Denkmalschutz stehende Helioshaus, die Rheinlandhalle, der Heliosleuchtturm und ein italienisches Feinkostgeschäft. Auch der Nachtclub "Underground« und diverse KünstlerInnenateliers sind betroffen. Das restliche Gelände liegt brach. Die genauen Vorstellungen der Bauwens-Gruppe sind derzeit noch unklar. Ebenso ist unklar, was mit den vorhandenen Geschäften und den KünstlerInnenateliers geschehen wird. Sicher ist nur, dass Bauwens sich eine Mischnutzung aus Einzelhandel, Wohnräumen und Bürofläche wünscht. Das Underground soll abgerissen werden. »Wir sind uns der Bedeutung der Szene in diesem Teil von Ehrenfeld nicht nur bewusst, wir möchten sie auch erhalten«, sagt Andreas Pöttgen, der die Projektgruppe »Helios-Gelände« der SPD Ehrenfeld leitet.

Erste Ergebnisse des städtischen Gutachtens sahen eine maximale Einzelhandelsfläche von 18500 Quadratmeter vor. Diese Zahl fand Zuspruch bei den meisten Parteien, die sich eine Fläche unter 20000 Quadratmetern wünschten. Die Wählergruppe Deine Freunde findet diese Zahl zu hoch. Die Kölner CDU hingegen könnte sich auch mit einer größeren Fläche abfinden. Gegenüber der Kölner Rundschau sagte Carl Barthel (CDU), Bezirksvertreter für Ehrenfeld: »Von mir aus kann der Investor so viel Verkaufsfläche haben wie er will. Das ist gut für Ehrenfeld.« Nach der Veröffentlichung wurde das Gutachten jedoch noch einmal aktualisiert. Dabei wurden die Zahlen mehr den Planungen der Bauwens-Gruppe angepasst. Pöttgen (SPD) sieht das kritisch: »Mit den Aktualisierungen des Gutachtens hat das Geschacher um die Quadratmeter angefangen.« Die Wählergruppe Deine Freunde hat eigens eine Bürgerinitiative gegründet. Am ersten Treffen nahmen 50 BürgerInnen teil, die über die möglichen Konsequenzen für den Einzelhandel diskutierten. »Unter den 50 Personen waren circa 10 EinzelhändlerInnen und 10 Leute von Parteien. Die anderen waren interessierte Bürger und Bürgerinnen«, sagt Mitinitiator Thor Zimmermann. Seit dem ersten Treffen hat die Zahl der Interessierten zugenommen. Neben dem Erhalt der bestehenden Geschäfte und des kulturellen Lebens fordert die Bürgerinitiative vor allem, möglichst viel Grünfläche durch die Neubebauung zu schaffen. Mit einer Podiumsdiskussion, Informationsveranstaltungen und weiteren Treffen erhofft man sich breiten Zuspruch bei den BürgerInnen in Ehrenfeld. Obwohl die Bauwens-Gruppe Eigentümerin des Helios-Geländes ist, kann der Bezirksrat durch Auflagen in die Bebauung eingreifen. Inwiefern das geschehen wird und ob es Hoffnung gibt für das Underground, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.