Ein schicksalhafter Tag

In Zerrissene Umarmungen lässt Pedro Almodóvar einen Drehbuchautoren in die eigene Vergangenheit reisen. Von Volker Elste

Der blinde Drehbuchautor Harry Caine (Lluís Homar) bekommt merkwürdigen Besuch: Ein gewisser Ray X erzählt ihm ungefragt, dass er vor 14 Jahren einen Dokumentarfilm gedreht habe. Damals führte Caine Regie bei dem Film Frauen und Koffer, der von dem Finanzmogul Ernesto Martel finanziert wurde. Die Hauptrolle spielte Lena Rivero (Penélope Cruz), die Lebensgefährtin des Geldgebers. Ihr ständiger Begleiter am Set war Martels Sohn, der mit seiner Videokamera die Dreharbeiten festhielt. Nach dem Treffen mit Ray X, das wenige Tage nach dem Tod von Martel stattfand, taucht Caine immer tiefer in die eigene Vergangenheit ein. Er erinnert sich an die Dreharbeiten, an die Beziehung zu Lena, an die gemeinsame Flucht vor dem eifersüchtigen Martel und an die schrecklich verstümmelte Fassung von Frauen und Koffer in den Kinos. Auch seine eigentliche Identität als Mateo Blanco wird ihm langsam wieder bewusst. Diesen Teil seiner Persönlichkeit hatte er nach dem Autounfall vor vierzehn Jahren, bei dem er sein Augenlicht verlor, sterben lassen. Mateo Blanco war zu seinem eigenen Pseudonym Harry Caine geworden. Zerrissene Umarmungen ist eine hervorragende Mischung aus Melodram, Film Noir und Komödie. Allerdings blitzen die für Almodóvar typischen, schrillen Momente nur selten auf. Etwa, wenn Diego, der Sohn von Caines langjähriger Produktionsleiterin Judit García (Blanca Portillo), im Drogenrausch ins Krankenhaus eingeliefert wird und Caine ihm dort die Geschichte von Mateo Blanco zu erzählen beginnt. Entschädigt wird man jedoch durch tolle schauspielerische Leistungen. Schon allein die phantastische Penélope Cruz lohnt den Kinobesuch.