Erste Hilfe bei Rüsselbeschwerden

Kölner Medizinstudierende wollen Kindern die Angst vor dem Arztbesuch nehmen. Die ärztliche Untersuchung nehmen sie deshalb an deren Stofftieren vor. Von Claudia Drenske

Auf der Wiese vor der Kinderstation der Kölner Unikliniken sieht es fast so aus wie auf einem Kindergeburtstag. Zwischen mehreren Zelten wuseln Kinder mit Teddybären und anderen Kuscheltieren umher. Hier und da sieht man Studierende in Arztkitteln in der bunten Masse. Sie zeigen den Kindern medizinische Gerätschaften und versorgen ihre Patienten - Elefanten, Bären und Krokodile aus Stoff. Teddybär-Krankenhaus nennt sich die Veranstaltung, mit der die Fachschaft Medizin Kindern die Angst vor dem Arztbesuch nehmen will. Die Medizinstudierenden simulieren mit den Kuscheltieren der Kinder einen Arztbesuch.

Zum sechsten Mal seit 2002 leisteten die Kölner NachwuchsmedizinerInnen am 13. und 14. Juni erste Hilfe bei Plüschtieren. In den vergangen fünf Jahren haben sie mehr als 900 von ihnen behandelt. In diesem Jahr ist der Andrang besonders groß. Mehrere Kindergärten sind komplett erschienen.

Nicht nur Teddys werden in der Klinik behandelt, sondern auch Krokodile, Elefanten und Affen.»Im Endeffekt bringen die Kleinen alles mit, was man irgendwie kuscheln kann«, sagt Claus Sundermann von der Fachschaft Medizin. Die FachschafterInnen haben das Teddy-Krankenhaus organisiert. Unterstützt werden sie von ihrem Dachverband, der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland. Die Idee für die Teddy-Klinik stammt ursprünglich aus Schweden. Inzwischen haben neben Köln fünf weitere medizinische Fakultäten in Deutschland die Idee übernommen.

Bei der Anmeldung wiegen die angehenden MedizinerInnen das mitgebrachte Stofftier zunächst, messen es, bestimmen die Fellfarbe und tragen alles in einen Impfpass ein. »Mit vielen bunten Stempeln, das freut die Kinder ganz besonders«, sagt Sundermann.

Danach überlegen sich die Kinder gemeinsam mit den Kuscheltier-Ärztinnen und -Ärzten eine Krankheit für das Tier. Dazu gehören meist Husten oder Fieber, aber auch ein gebrochener Rüssel oder eine verschluckte Wärmflasche. Wie Sundermann berichtet, gibt es sogar Plüschtiere mit einem abgerissenen Schwanz. »Diese müssen sofort notoperiert werden - mit Nadel und Faden.« Nach der Diagnose werden die Stofftiere in das Chirurgie- oder Röntgenzelt, das Internistenzelt oder in die Apotheke überwiesen. Im Röntgenzelt erstellen die Medizinstudierenden zunächst Aufnahmen der PatientInnen. Eine Schreibtischlampe leistet dabei gute Dienste. Aber ein bisschen geschummelt wird doch. Die FachschafterInnen haben bereits vor der Veranstaltung Röntgenaufnahmen von verschiedenen Stofftieren gemacht, die sie dann den Kindern zeigen.

Für das pädagogische Konzept der Teddy-Klinik ist es wichtig, dass die Plüschtiere bei jeder Behandlung eine Spritze bekommen und die Medizinstudierenden dabei erklären, dass es nichts Schlimmes ist und auch nicht weh tut. Die Kinder sollen so ihre Angst vor Spritzen verlieren. Als Belohnung erhält jedes Stofftier nach der Behandlung ein großes Pflaster oder einen dicken Verband. »Da freuen sich die Kinder immer. Am besten einen Verband, der den ganzen Teddy einhüllt«, sagt Sundermann.