Girls just wanna have fun

Mitte Mai lief in den USA die letzte Folge der Fernsehserie Gilmore Girls Von Thomas Hemsley

Am 15.Mai wurde in den USA die letzte Folge der Fernsehserie Gilmore Girls ausgestrahlt. Ihre Fans schätzen vor allem den Humor und die vielen popkulturellen Anspielungen und sehen die Serie als ein Musterbeispiel für intelligente Unterhaltung. Auch das überdurchschnittlich schnelle Sprechtempo und die vielen Dialoge heben Gilmore Girls von ähnlich konzipierten Serien ab.

Die erste Folge flimmerte am 5. Oktober 2000 über die US-amerikanischen Bildschirme. Die Drehbuchautorin Amy Sherman-Palladino erdachte die Serie über die junge, allein erziehende Mutter Lorelai Gilmore und ihre Tochter Rory. Die beiden wohnen in dem fiktiven Ort Stars Hollow und führen, umgeben von skurrilen, aber liebenswerten Charakteren, ein Leben, das geprägt ist von Freundschaft, Essen, ausgiebigen Film- und Fernsehabenden und dem Interesse an Literatur und Musik. Lorelai versucht, zusammen mit einer Freundin ein kleines Hotel zu eröffnen und ihrer Tochter das Studium an der Universität Harvard zu ermöglichen. Rory schlägt sich währenddessen mit den Problemen des Erwachsenwerdens herum. Um ihre Chancen auf Harvard zu erhöhen, muss sie eine teure Privatschule besuchen, weswegen Lorelai widerwillig ihre reichen Eltern um Geld bittet. Diese nutzen die Chance, sich in das Leben ihrer Tochter und Enkeltochter einzumischen.

Die Szenen mit Rorys Großeltern sind oft beeindruckende Darstellungen von emotionaler Kälte, dem einengenden Korsett überkommener Traditionen und Rituale und dem Snobismus des amerikanischen Geldadels. Die Hausmädchen werden gewechselt wie sonst nur Kostüme für die Bälle, die besucht werden müssen, und es ist von entscheidender Bedeutung, wer beim Treffen der Töchter der amerikanischen Revolution zuerst Tee serviert bekommt. Firmen werden fusioniert und Karrieren zerstört, während man sein Golf-Handicap aufbessert. Die Lebensplanung der jeweils jüngsten Generation wird eher von der Klassenzuteilung auf der Mayflower bestimmt als von den Wünschen und Entscheidungen der Betroffenen.

Oberflächlich betrachtet könnte man die Serie leicht als familientaugliche Seifenoper mit dem Figurenkabinett einer Sitcom abtun. Man könnte auch die Dichte der popkulturellen Referenzen als Selbstzweck auffassen. Das würde Gilmore Girls jedoch nicht gerecht. Zu liebevoll ist der Mikrokosmos Stars Hollow in Bezug auf EinwohnerInnen, Geschichte und Festivitäten ausgefeilt. Auch die Tiefe, mit der gezeigt wird, wie junge Menschen mit Wünschen und Begabungen von gesellschaftlichen Konventionen, der Familie und dem starren Bildungssystem unter Druck gesetzt werden, ist bemerkenswert. Und dass sich die Charaktere über Jane Austen, Charles Bukowski und Metallica unterhalten, ist kein kulturelles Namedropping, sondern bietet ihnen einen Kommunikationsrahmen. Wie im richtigen Leben also.