Was zur Wahl steht

Von Gregor Leyser

Pünktlich zur Bundestagswahl war das neueste Werk des Münchner Soziologieprofessors Ulrich Beck erhältlich. Entgegen des Titels Was zur Wahl steht ignoriert Beck weitestgehend die Parteiprogramme und betrachtet die Gesellschaft aus der Makroperspektive. Seine Analyse ist treffend, seine Schlussfolgerungen einleuchtend und oft schmerzlich, denn wie schon in früheren Veröffentlichungen postuliert Beck die Notwendigkeit eines radikalen Wandels.

Der Abschied von utopischen oder überholten Gesellschaftsvorstellungen wie der Vollbeschäftigung sei unumgänglich, nationalstaatliche Alleingänge seien als Mittel der Problemlösung unbrauchbar, längerfristig sogar schädlich. Eine Gesellschaft, welche die Möglichkeiten zur Mitgestaltung der Globalisierung, nicht für sich einfordere und auch nutze, würde letztendlich vor vollendeten Tatsachen stehen. Doch wie Beck richtig anmerkt, ist dafür ein Umdenken erforderlich, das noch nicht stattgefunden hat. Wie sonst könnte sich der Exportweltmeister Deutschland gleichzeitig als Globalisierungsopfer fühlen?

Der Autor fordert von den politischen GestalterInnen, weiter zu denken als bis zur nächsten Pressekonferenz. Auch die Wirtschaft müsse sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Und auch die BürgerInnen müssten ihre Zukunft aktiver mitgestalten, wollten sie nicht zu den VerliererInnen dieser Entwicklung gehören, denn aufhalten oder sogar umkehren ließe sie sich nicht.

Beck widersteht der Versuchung, konkrete Handlungsvorschläge zu formulieren. Seine Lösungsvorschläge bleiben vage. Letztendlich ist Was zur Wahl steht aufgrund des angenehm ›unwissenschaftlichen‹ Schreibstils aber auch für Nicht-SoziologInnen empfehlenswert.

Ulrich Beck: Was zur Wahl steht, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005, 7 Euro.