Soundtrack of life

Keine Lieder über Liebe erzählt von Rockmusik und Eifersuchtsdramen in der norddeutschen Provinz. Von Julia Groth

Nach Die fetten Jahre sind vorbei kommt nun wieder ein deutscher Film in die Kinos, der sich im jugendfreundlichen Gewand präsentiert und möglicherweise genauso gelobt werden wird - verdient hätte er es. Regisseur Lars Kraume hat mit Keine Lieder über Liebe einen Film geschaffen, der auf angenehme Art und Weise amateurhaft wirkt und nicht zuletzt durch die großartige Leistung der SchauspielerInnen ein hohes Identifikationspotential bietet.

Der junge angehende Regisseur Tobias Hansen beschließt, einen Dokumentarfilm über seinen Bruder Markus zu drehen, der Sänger in einer Rockband ist. Dieser Entschluss kommt nicht von ungefähr, denn Tobias vermutet, dass seine Freundin Ellen ihn ein Jahr zuvor mit Markus betrogen hat. Weil er sich nicht nachzufragen traut, beschließt er die Wahrheit herauszufinden, indem er Freundin und Bruder zusammen beobachtet. Mit der Kamera im Gepäck und Ellen an seiner Seite begleitet er Markus' Band Hansen auf Tournee durch die norddeutsche Provinz, in deren Verlauf schon bald die ersten Spannungen entstehen.

So lässt sich die Handlung zusammenfassen - der Rest ist das Leben. Eifersuchtsszenen, Misstrauen und Streitereien wechseln sich ab mit Partys, Kabbeleien und harmonischen Momenten, durchgehend von Tobias festgehalten. Die meiste Zeit erweckt die Tournee dabei den Eindruck einer Klassenfahrt, deren Aufsicht dauerhaft abhanden gekommen ist.

Die große Stärke des Films liegt in der Ungeschliffenheit, die durch die wacklige Kameraführung und die ungekünstelten Dialoge hervorgehoben wird. Jürgen Vogel als charismatischer Rocksänger aus zerrütteter Familie kann ebenso überzeugen wie Heike Makatsch als Ellen, der nach und nach bewusst wird, dass sie ungewollt zwischen die Fronten der beiden Brüder geraten ist. Die Darstellung von Florian Lukas als Tobias fällt dagegen leider etwas schwächer aus; seine gelegentlichen Anfälle von Pathos wirken störend und unterbrechen die sonst vorherrschende Authentizität. Diese rührt vor allem daher, dass die SchauspielerInnen während der vierwöchigen Drehzeit nicht ein einziges Mal ins Drehbuch schauten, sondern durchgehend improvisieren durften. Schon allein wegen des großartigen Soundtracks und der vielen Konzertszenen dürfte Keine Lieder über Liebe jedoch vor allem Musik-Fans begeistern - die Filmband Hansen um Jürgen Vogel wurde aus Mitgliedern der Bands Tomte und Kettcar zusammengestellt.

Keine Lieder über Liebe. Deutschland 2005. Regie: Lars Kraume. DarstellerInnen: Jürgen Vogel, Heike Makatsch, Florian Lukas u.a. Kinostart: 27. Oktober.