»Das ist halt so«

Axel Freimuth, Rektor der Universität Köln, befürwortet Studiengebühren Von Volker Elste

Seitdem das Bundesverfassungsgericht das bundesweite Verbot von Studiengebühren im Erststudium als verfassungswidrig zurückgewiesen hat, werden immer mehr Rufe nach allgemeinen Studiengebühren laut. Auch Axel Freimuth, seit April Rektor der Universität Köln, gehört zu den BefürworterInnen. Umsetzbare Ideen zur finanziellen Absicherung von StudentInnen aus einkommensschwachen Familien hat er allerdings nicht. Für die philtrat sprach Volker Elste mit dem Physikprofessor.

In einem Interview mit der Welt haben Sie gesagt, es sei eine Katastrophe, wenn Bayern Studiengebühren einführen würde und Nordrhein-Westfalen nicht. Sind Sie Befürworter allgemeiner Studiengebühren?

Studiengebühren unter gewissen Randbedingungen können einen Beitrag zur Hochschulfinanzierung leisten. Die Randbedingungen sind natürlich, dass die Gebühren zum einen den Universitäten zugute kommen - natürlich denjenigen, an denen sie eingesammelt wurden -, zum anderen darf es keine sozialen Härten geben. Niemand darf durch Studiengebühren vom Studium abgeschreckt werden.

Angesichts der eklatanten finanziellen Notlage der Universitäten kann man allerdings als Rektor nicht leichtfertig sagen, dass man auf Studiengebühren verzichtet. Die diskutierten fünfhundert Euro pro Semester liefern für die Universität Köln einen riesigen Beitrag, mit dem sich die Lehre von heute auf morgen deutlich verbessern ließe. Unsere Bibliotheken brauchen eine Finanzspritze, und wir brauchen Mentoren- und Tutorenprogramme. Dies alles ist aus den Mitteln, die uns zur Verfügung gestellt werden, einfach nicht mehr zu finanzieren. Und angesichts der Haushaltslage ist auch nicht damit zu rechnen, dass wir anderweitig Geld dafür bekommen. Unter diesen Randbedingungen würde ich Studiengebühren befürworten.

Wäre es eine Katastrophe, wenn es in Bayern Gebühren gäbe und in Nordrhein-Westfalen nicht?

Wenn beispielsweise die bayrischen Universitäten Gebühren erheben und wir nicht, macht das einen Unterschied von bis zu fünfzig Millionen Euro, die zur Verfügung stehen oder nicht. Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil für die Universitäten hier. Daher würde ich bundesweit für gleiche Verhältnisse plädieren.

GebührengegnerInnen argumentieren unter anderem, dass die von Ihnen angesprochene soziale Abfederung nicht möglich ist.

Ich verstehe das Argument sehr gut. Ich laufe auch nicht durch die Welt und rufe nach Gebühren. Ich kann verstehen, was Gebühren für Leute aus einkommensschwächeren Verhältnissen bedeuten können. Allerdings ergeben fünfhundert Euro pro Semester für einen Bachelorstudiengang eine Summe von dreitausend und für einen Masterstudiengang von fünftausend Euro, die zu zahlen sind. Mit einer akademischen Ausbildung ist das keine unüberwindbare Hürde.

Unter der Voraussetzung, dass er oder sie den Abschluss und einen entsprechenden Job bekommt.

Vorausgesetzt, er bekommt einen akademischen Abschluss beziehungsweise eine entsprechende Anstellung. Das ist halt so.

Und sind die von Ihnen genannten fünfhundert Euro nicht nur der Einstieg? Werden nach der Einführung nicht bald Zahlen im vier- bis fünfstelligen Bereich - wie etwa in den Vereinigten Staaten - erreicht?

Das würde ich in der Tat als problematisch ansehen. Man erhält durch ein Studium zwar Vorteile, derartige Zahlen lassen sich hierdurch aber nicht rechtfertigen.