Leere Kassen durch »neue alte« Fächer

Umstellung auf Bachelor-Master-System führt zu einem finanziellen Engpass. Von Vanessa von Gliszczynski

Alle Studiengänge in NRW sollen bis zum Wintersemester 2006/07 auf das umstrittene BA/MA-System umgestellt werden. Bei der Zulassung der »neuen« Studiengänge kommen allerdings ungeahnte Kosten auf die Universitäten zu.

Wenn ein neues Fach ins Leben gerufen wird, ist eine Akkreditierung - also Beglaubigung - nötig. Eine Akkreditierungsagentur prüft, ob das neue Fach den Qualitätsstandards entspricht, der Studiengang berufsqualifizierend ist und ob genügend Personal, Material und Räume an der Universität gegeben sind. Die Kosten für eine Akkreditierung betragen rund 15000 Euro und müssen von den Hochschulen selbst getragen werden.

Im Rahmen der europaweiten Umstellung auf BA/MA-Studiengänge muss jedes Fach modulfähig gemacht werden. Das heißt, das Fach braucht eine neue Studienordnung, und so bekommt der bereits etablierte Studiengang den Status eines neuen Fachs - und muss sich nun erneut akkreditieren.

Bei Kosten von 15000 Euro pro Akkreditierung stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, jeden Studiengang an der Philosophischen Fakultät akkreditieren zu lassen. Professor Norbert Finzsch, Institutsleiter der Abteilung für Anglo-Amerikanische Geschichte, macht die Konsequenzen deutlich: »15000 Euro sind der Jahresetat für unsere Institutsbibliothek. Wenn wir die Akkreditierung selbst finanzieren müssen, können wir ein Jahr lang keine neuen Bücher anschaffen.« Es liegt auf der Hand, dass kleine Fächer wie Malaiologie oder auch Altertumswissenschaften bei der momentan eher lauen Finanzlage das Nachsehen haben.

Dekan Bernd Manuwald fordert von der Universität zentrale Finanzmittel für eine umfassende Akkreditierung, um die Entstehung eines Zweiklassensystems der Akkreditierung zu verhindern. Eine weitere Möglichkeit sei es, »dass nicht jedes Fach einzeln, sondern viele gleichzeitig akkreditiert werden. Auch die Zusammenlegung von Studiengängen - ohne sie in der Substanz zu beeinträchtigen - könnte hier hilfreich sein«, so Manuwald. Würden sich zum Beispiel die Regionalwissenschaften Ostasien und Lateinamerika zusammenschließen, würde man eine Akkreditierung sparen. Manuwald kritisierte aber auch, dass die bis zum Wintersemester 2006/07 geplante Umstellung auf das BA/MA-System zeitlich nicht machbar sei, da die Akkreditierungsagenturen quantitativ und qualitativ nicht in der Lage sein werden, diese umfangreiche Aufgabe zu bewältigen.