Du bis nur eine Nummer

UK-Online: Datensammelwut in der Germanistik Von Beate Schulz

»Die Entscheidung, das System zu nutzen, basiert auf Freiwilligkeit«, so kommentierte Horst Lohnstein, der »Erfinder« von UK-Online, die Nutzung des Datenverwaltungssystems bei seiner Einführung 2002. Von Freiwilligkeit kann jedoch kaum noch die Rede sein. Inzwischen müssen StudentInnen in der Germanistik nicht nur - wie seinerzeit - für die Anmeldung zu Einführungsseminaren für UK-Online »freigeschaltet« sein, auch die neue Seminarkarte wird nur noch an vom System erfasste GermanistInnen ausgehändigt.

Bei UK-Online werden grundsätzlich die Matrikelnummer, Fächerkombination, Semesteranzahl und der Rückmeldestatus gespeichert. Weitere Daten wie Name, Adresse, Geburtsdatum und Email-Account können nur nach der Unterzeichnung einer Einverständniserklärung hinzugefügt werden - zumindest in der Theorie. In der Praxis übertrugen z. B. MitarbeiterInnen der Germanistik in diesem Semester die Daten einzelner StudentInnen ungefragt einfach vom Personalausweis in das System. Dass dies eine eklatante Verletzung von Datenschutzbestimmungen darstellt, scheint man dort nicht so eng zu sehen. Auf Anfrage der philtrat zu diesen Fällen bedankte sich Lohnstein für den Hinweis und meinte, man müsse die MitarbeiterInnen noch einmal darauf aufmerksam machen, dass sie auf die Einholung von Einverständniserklärungen achten sollten. Zudem sei es laut Lohnstein auch möglich, die Seminarkarte ohne UK-Online-Anmeldung zu erhalten, doch »was nützt das System, wenn dann zwanzig Leute nicht mitmachen wollen?«

Ein Kommentar der Datenschutzbeauftragten zu dem legeren Umgang mit Datenschutzbestimmungen war bis Redaktionsschluss nicht einzuholen, da die Stelle seit längerer Zeit vakant ist. Bei Fragen und Problemen zum Thema Datenschutz können sich StudentInnen momentan höchstens an eine Vertretung wenden, die dreimal die Woche halbtags ansprechbar ist. Auf die Frage, was betroffene StudentInnen, deren Daten nun ohne ihr Einverständnis frei einsehbar sind, unternehmen könnten, reagierte Lohnstein unbeeindruckt: »Dann sollen sie eben im Geschäftszimmer vorbeikommen und ihre Daten wieder austragen lassen.«