Mit Segen von oben ohne Frauen

Die Katholisch-Theologische Fakultät in Bonn streicht Lehrstugl für Frauenforschung Von Gerd Riesselmann

Nach gerade einmal sieben Jahren ist der Lehrstuhl für Theologische Frauenforschung an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn bereits wieder Geschichte. Nachdem die bisherige Inhaberin, Irmtraud Fischer, am 1. März an die Universität Graz wechselte, beschloss das Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalens nur drei Wochen später, die Stelle zu streichen. Bundesweit wird somit nur noch in Münster theologische Frauenforschung betrieben. Das Ministerium führte zur Begründung die geringe Auslastung der Bonner Katholischen Theologie an.

Fischer zeigte sich in einer Erklärung entsetzt. Es zeige sich, »wie unzuverlässig die Frauenförderung und die Unterstützung der Frauen- und Genderforschung von Seiten der politischen Verantwortlichen« sei, heißt es dort. Und gerade heutzutage sei »in den Religionen in der Frage der Geschlechtergerechtigkeit ein Trend zum Rückschritt feststellbar«, ja, die Religionen spielten sogar wieder »eine unheilvolle Rolle in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter«. Zudem verlören die Bonner Studentinnen mit dem Lehrstuhl einen Ort, an dem ihre Belange vertreten und die Geschlechterproblematik reflektiert würden. Für Nachwuchswissenschaftlerinnen sei dies eine weitere Entmutigung, sich auf eine universitäre Laufbahn einzulassen.

Fischer kritisierte weiterhin, mit der Auflösung des Lehrstuhls würde eine Investitionsruine hinterlassen. In den sieben Jahren seiner Existenz sei dort eine Infrastruktur etabliert worden, die eine hervorragende Grundlage für Frauen- und Geschlechterforschung biete. Diese Ressourcen würden nun unbrauchbar gemacht und eine notwendige Kontinuität von Frauenforschung unterbunden.

Der Kölner Kardinal Meisner hatte der Schließung des Lehrstuhls zugestimmt. Nach Ansicht Fischers kein Wunder, denn der erzkonservative Gottesmann habe schließlich »nie einen Hehl daraus gemacht, dass er universitäre theologische Frauenforschung für verzichtbar hält«.