Freies ugandisches Radio

Ugandische und deutsche RedakteurInnen machen in Ehrenfeld Radio Rhino, in dem vor allem verfolgte Oppositionelle zu Wort kommen. Von Raphaela Häuser

Wer in Ostafrika die Kurzwellenfrequenz 17870 Mhz einschaltet, hört seit dem 23. September 2003 einen ugandischen Widerstandssender in englischer Sprache. »This is Radio Rhino International - Africa. This is your voice for freedom and democracy«, verspricht der Trailer des jungen Programms. Bei einigen Beiträgen hört man Grillen und Vögel im Hintergrund und mitunter kräht ein Hahn.

Aber Radio Rhino sendet nicht aus Uganda, sondern aus dem Studio des Freien Lokalfunks Köln (FloK), einem BürgerInnenfunkprojekt in Ehrenfeld. Von hier aus geht der Sender dienstags bis freitags von 15 bis 15.30 Uhr und am Wochenende von 15 bis 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf Sendung. Vom ersten April bis zum ersten Mai dieses Jahres sendet Radio Rhino allerdings nicht.

Eine Gruppe ugandischer und deutscher RedakteurInnen hat sich zusammengefunden, um eine alternative Berichterstattung über die Situation in Uganda auf die Beine zu stellen. Im Vordergrund steht dabei der Gedanke, die teilweise verfeindeten ugandischen Oppositionsgruppen an einen Tisch zu bringen. Ein Zeichen der Hoffnung für die ugandische Bevölkerung soll Radio Rhino setzen. Man wolle aber auch der ugandischen Regierung demonstrieren, dass trotz Einschränkung der Pressefreiheit und Unterdrückung der Bevölkerung nicht alles kontrolliert werden könne, so Godfrey Ayoo, der Initiator und Leiter des neuen Senders.

Unter Präsident Yoweri Museveni vom National Resistance Movement (NRM) herrscht in Uganda seit 1986 faktisch ein Einparteiensystem, da Aktivitäten anderer politischer Gruppen weitgehend verboten sind. Alle BürgerInnen unterliegen einer Zwangsmitgliedschaft in Musevenis National Resistance Army (NRA), dem militärischen Arm der NRM. Im Norden und Osten des Landes herrscht Bürgerkrieg zwischen RebellenInnentruppen und Regierung. Amnesty international kritisiert seit Jahren Menschenrechtsverletzungen in Uganda.

Neben dem FloK unterstützt vor allem das Ehrenfelder Allerweltshaus, das auch den Kontakt zum BürgerInnenfunk vermittelte, den Oppositionssender. Die Idee für das Projekt habe es schon seit zwei Jahren gegeben, erklärt Christoph Schaefler vom FLoK, der auch die Technik von Radio Rhino betreut. Nur über die Umsetzung seien sich die RedakteurInnen nicht im Klaren gewesen. Durch die Unterstützung des FLoK nahm das Projekt langsam feste Konturen an. Mittlerweile geht Radio Rhino seit September 2003 über eine ehemalige Kurzwellenstation der Deutschen Welle (DW) auf Sendung, deren frei gewordene Kapazitäten nach der Digitalisierung des DW-Programms an verschiedene Radiostationen vermietet werden. Die jährlichen Kosten für die Übertragung belaufen sich auf 19000 Euro. Zusammen mit den Produktionskosten und Ausgaben für Organisatorisches ergibt sich eine jährliche Belastung von 37800 Euro, die ausschließlich über Spenden bestritten werden soll.

Im Programm findet sich neben aktuellen Nachrichten alles von politischer Berichterstattung über Kultur bis zu sozialpolitischen Beiträgen. Neben Sendungen über Globalisierung, Demokratisierung oder die Präsidentschaft auf Lebenszeit, die Museveni per Verfassungsreform durchsetzen will, kommen vor allem bekannte Oppositionelle zu Wort. Hier spiegelt sich das Konzept der MacherInnen wider, die vor allem für die Leute sprechen wollen, die sich in Uganda nicht kritisch äußern dürfen. Dort reicht die Bandbreite der Repressalien gegen kritische JournalistInnen von Festnahmen bis hin zum Mord.

Auch die RedakteurInnen von Radio Rhino müssen den langen Arm der ugandischen Regierung fürchten: Die Ausübung von Gewalt gegen RegimekritikerInnen über die Landesgrenzen hinaus ist keine Seltenheit.

Radio Rhino im Internet: www.radiorhino.org.