Glücksspiel Wohnungssuche

Köln ist für wohnungssuchende StudentInnen kein einfaches Pflaster. Oft scheitern sie an ihren finanziellen Möglichkeiten. Einige suchen monatelang erfolglos, andere haben einfach Glück. Von Volker Elste

Das Telefongespräch endete ziemlich abrupt. »Braunsfeld ist keine studentische Wohngegend«, ließ die Vermieterin Sebastian noch wissen, ehe sie den Hörer auflegte. Sebastian konnte nach diesem Gespräch eine weitere Wohnungsanzeige unter der Rubrik »nicht erfolgreich« ablegen.

»Wir hätten nicht gedacht, dass es derart schwierig ist, in Köln eine Wohnung zu finden«, erklären Christopher und Sebastian enttäuscht. Seit Anfang Januar suchen sie gemeinsam mit Jonas eine WG-taugliche Dreizimmerwohnung. Sie soll mindestens siebzig Quadratmeter groß sein und nicht mehr als 800 Euro im Monat kosten. Die einzige wirkliche Einschränkung ist, dass die Wohnung in akzeptabler Entfernung zur Universität liegen soll und nicht in einem der Vororte.

Zirka vierzig Wohnungsbesichtigungen haben die drei hinter sich. »Von diesen vierzig Wohnungen haben vielleicht zehn unseren Vorstellungen entsprochen«, zuckt Christopher mit den Schultern. »Aber auch von diesen zehn haben wir keine bekommen.« Viele der Wohnungen seien einfach zu teuer für sie gewesen, erklären beide übereinstimmend.

Der Kölner Mietspiegel sieht für eine Neubau-Dreizimmerwohnung mit siebzig Quadratmetern eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 9,2 Euro pro Quadratmeter vor. Übertroffen wird Köln im Vergleich zwischen den deutschen Großstädten nur von München (11,75), liegt jedoch deutlich vor Berlin (5,8) und auch vor Hamburg (8,75). Auch bei Altbauwohnungen sieht die Reihenfolge nicht viel anders aus. Zusätzlich einkalkuliert werden müssen die Kaution und zumeist auch MaklerInnengebühren. Die Kosten für MaklerInnen belaufen sich im Durchschnitt auf zwei Monatskaltmieten und werden im Gegensatz zur Kaution nicht zurückerstattet.

Christopher, Sebastian und Jonas haben sich nicht von sich aus an ein MaklerInnenbüro gewendet. Zu Beginn ihrer Suche wären sie jedoch bereit gewesen, die entsprechende Gebühr zu bezahlen. Zumal ihnen eine Maklerin gesagt hat, dass in Köln 90 bis 95 Prozent aller Neuvermietungen über MaklerInnen abgewickelt würden. Jetzt allerdings drohen ihnen eventuell Doppelmietzahlungen. »Dann können wir uns die Gebühr für eineN MaklerIn natürlich nicht mehr leisten«, stellt Christopher fest.

Besonders prekär ist die bislang erfolglose Suche für Sebastian. Am 31. März endet sein Mietvertrag mit dem StudentInnenwerk und er kann ihn auch nicht mehr verlängern. Um danach nicht auf der Straße zu stehen, sucht er nicht nur eine Dreizimmerwohnung, sondern als Übergangslösung auch eine Wohnung für eine Person. Auch mit dem absoluten Notfall hat er sich bereits befasst. »Wenn ich nichts finde, kann ich einige Zeit bei FreundInnen wohnen«, sagt er resigniert. »Aber das ist ja auch keine Lösung.«

Wie Sebastian hat auch Nina lange in einem Wohnheim des StudentInnenwerkes gewohnt. In diesen Wohnheimen kann man sich die MitbewohnerInnen in einer der WG-artigen Wohnungen mit gemeinsamer Küche und Gemeinschaftsbad nicht aussuchen. Auch laufen die Verträge nach dreieinhalb Jahren aus. Für Nina war gerade das Zusammenwohnen mit anderen Menschen der Grund, sich eine Wohnung auf dem freien Markt zu suchen. Eigentlich hätte sie noch nicht ausziehen müssen. »Ich habe mich gut mit meinen MitbewohnerInnen verstanden«, betont sie. »Aber ich wollte nicht mehr ständig Rücksicht auf sie nehmen müssen.« So konnte sie sich nach 23 Uhr nicht mehr in der Küche aufhalten, da in den Privatzimmern jedes Geräusch aus den Gemeinschaftsräumen zu hören war. Auch waren mehrere Vorstöße zur Renovierung der Küche bei ihren MitbewohnerInnen auf wenig Gegenliebe gestoßen. »Jetzt kann ich meine Wohnung nach meinen Vorstellungen einrichten«, freut sie sich über den neuen Freiraum.

Über ihre neue Wohnung ist sie eher zufällig gestolpert. Sie hat sich keine Tageszeitung mit Wohnungsanzeigen gekauft oder Internetseiten nach Angeboten durchforstet wie Christopher, Sebastian und Jonas. »Ich habe den Aushang an den Pinnwänden in der Universität gesehen und angerufen.« Innerhalb weniger Tage hatte sie ihre neue Wohnung.