Linke JuristInnen: Die Rechtsanwälte der Roten Hilfe Deutschlands

Von Andreas Bodden

Eine Autorin und zwei Autoren aus Hamburg und Erfurt widmen sich im jüngst erschienenen Buch Die Rechtsanwälte der Roten Hilfe Deutschlands dem Andenken der RechtsanwältInnen der Roten Hilfe in der Weimarer Republik. Die Weimarer Republik war von einer selbst für bürgerliche Staaten extrem einseitig gegen Linke gerichteten politischen Justiz geprägt. Während in Fällen, wo Rechte angeklagt waren, selbst offensichtliche MörderInnen gar nicht oder nur gering bestraft wurden, wurden Linke schon bei geringen Vergehen zu teilweise erheblichen Haftstrafen verurteilt. Der fast unverändert vom Kaiserreich in die Republik übernommene Justizapparat wurde so zu einem Wegbereiter des deutschen Faschismus. Viele der RichterInnen und StaatsanwältInnen blieben dann auch nach 1933 im Amt.

Die 1921 von der KPD gegründete Rote Hilfe leistete nicht nur KommunistInnen sondern auch dissidenten SozialdemokratInnen und anderen Linken Unterstützung in politischen Prozessen. Zu diesem Zweck arbeitete sie mit zirka dreihundert AnwältInnen zusammen, die teilweise gegen geringes Entgelt aus politischen Gründen Angeklagte vor Gericht vertraten. Einige dieser AnwältInnen waren SozialistInnen oder KommunistInnen, andere handelten aus humanistischen und demokratischen Beweggründen. Wenige, wie zum Beispiel Hans Litten, wurden auch über linke Kreise hinaus bekannt, bei vielen ist es heute schwierig, wenigstens Geburts- und Sterbedaten und -orte herauszufinden. Sechzig Prozent der AnwältInnen der Roten Hilfe waren Jüdinnen und Juden. Es ist zwar unsäglich, wenn die AutorInnen an dieser Stelle hervorheben, wie sehr die »deutsche Rechtskultur« durch den Holocaust geschädigt worden sei, so als ob die Shoah nicht ein Verbrechen am jüdischen Teil der Bevölkerung sondern an der deutschen Kultur gewesen wäre, aber trotzdem ist es ein Verdienst dieses Buches, das Andenken dieser mutigen Menschen zu bewahren.

Im ersten Teil widmet sich das Buch einer kurzen Darstellung der Geschichte der Roten Hilfe und kleinerer linker Rechtshilfevereine wie der Internationalen Juristischen Vereinigung. Desweiteren wird in diesem Teil die Geschichte der politischen Justiz der Weimarer Republik skizziert. Anschließend folgen alphabetisch geordnete Kurzbiographien von namentlich bekannten linken JuristInnen. So erhält das Buch den Charakter eines Nachschlagewerkes. Allen, die sich für die Geschichte der deutschen Klassenjustiz interessieren und vor allem denen, die selber zu diesem Thema arbeiten, sei das Buch empfohlen.

Hans-Jürgen Schneider, Erika Schwarz, Josef Schwarz: Die Rechtsanwälte der Roten Hilfe Deutschlands. Politische Strafverteidiger in der Weimarer Republik. Geschichte und Biografien, Pahl-Rugenstein, Bonn 2002, 25 Euro.