»Wissenschaftsmanager«

Von Jörg Huwer

In Zusammenarbeit mit der Kienbaum Executive Consultants GmbH hat die Universität Bremen ein Modellprojekt entwickelt, das die Auswahl neuer ProfessorInnen verbessern soll. Das bisher übliche Berufungsverfahren, bei dem eine Kommission die fachliche Qualifikation der BewerberInnen prüft, soll durch ein externes Gutachten der PersonalberaterInnen ergänzt werden. Ziel sei es, durch den Test auf Teamfähigkeit, Personalführung und Managementkenntnisse »zu einer vollständigeren Bewertung der Persönlichkeit« der zukünftigen ProfessorInnen zu gelangen, so die Presseerklärung der Universität vom November letzten Jahres. Als Leitvorstellung diene dabei das neue Berufsbild des »Wissenschaftsmanagers«. Das reformierte Berufungsverfahren soll vorerst bei den nächsten zehn zu besetzenden Stellen angewendet werden, bevor über einen dauerhaften Einsatz beschlossen wird.

Das traditionelle Auswahlverfahren orientiere sich »an Strukturen und Lehrangeboten, die so nicht mehr zeitgemäß sind«, begründet Karl Bosshard von Kienbaum die Neuerungen. »Ähnlich wie bei Führungskräften in Wirtschaftsunternehmen sollten auch Wissenschaftler strategische und operative Fähigkeiten mitbringen sowie unternehmerisch denken«, erläutert er die Bewertungskriterien. Neben Führungs- und Sozialkompetenz gehöre zusätzlich ein Gefühl für Marketing und Außendarstellung zu den gefragten Anforderungen. Wilfried Müller, Rektor der Bremer Universität, betont, dass Kienbaum eng mit den jeweiligen Fachbereichen zusammenarbeite. Letztlich sollten die Ergebnisse der Unternehmensberatung die Kommission bei ihrer Entscheidung unterstützen.

Während die Bremer Ingenieurs- und NaturwissenschaftlerInnen das Projekt überwiegend begrüßen, wird innerhalb der Geisteswissenschaften auch Kritik geäußert. Es gebe Befürchtungen, dass »Personalentscheidungen jetzt nur noch unter dem Gesichtspunkt von Marketing-Orientierung und Verwertungs-Strategien von Wissenschaft betrieben werden«, berichtet etwa der Religionswissenschaftler Jürgen Lott, Dekan der Kulturwissenschaften in Bremen. Ein nicht unmittelbar wirtschaftlich verwertbares, gesellschaftskritisches Denken könne dabei hinten runterfallen.

Für Bosshard sind solche Aussagen nicht gerechtfertigt: »Auch Geisteswissenschaftler sind Teil der sich wandelnden Hochschullandschaft, auch sie müssen Drittmittel einwerben und mit dem Budget umgehen können.« Ob sie auch dazu fähig sind, soll mittels eines Assessment-Centers überprüft werden, bei dem etwa im Zuge von Rollenspielen Verhandlungen über Drittmittel simuliert werden.