Survival-Experte vs. Coburger Indio-Chef

Bildergeschichten IV:Wie die Welt unterirdischen Hightech-Indianer-Städten und Hitlers Soldaten hinterher jagte. Von Jörg Huwer

Ob Sie's glauben oder nicht: Die großen Erzählungen der Siebziger- und Achtzigerjahre und vermutlich der letzten 15000 Jahre kulminieren allesamt in der nebenstehend abgebildeten Person. Es handelt sich nämlich um Günther Hauck alias Häuptling Tatunca Nara, den Überlieferer der Chronik von Akakor. In dieser wird von der Geschichte des unterirdisch lebenden Amazonas-Stammes der Ugha Mongulala vom Jahre 13000 v. Chr. bis - »in der Zeitrechnung der weißen Barbaren« - 1971 berichtet. Hauck, Jahrgang ‘41, war bis vor zehn Jahren fester Bestandteil der deutschen Boulevardpresse von Bunte bis Quick, bot seine Story doch alles, was damals gefragt war: exotische Schauplätze, mysteriöse Morde, außerirdische Flugscheiben und 2000 im brasilianischen Urwald verschollene Elite-Soldaten Hitlers. Jacques-Yves Cousteau, Dieter Kronzucker und Erich von Däniken hefteten sich an »Tatunca« Haucks Fersen, ebenso der Survival-Experte Rüdiger Nehberg.

Ursprünglich entdeckt wurde der aus Coburg in Roth am Forst stammende Indio am 3. März 1972 in Manaus - von dem damaligen Südamerika-Korrespondenten der ARD, Karl Brugger. Ihm offenbarte Tatunca Nara in gebrochenem Deutsch seine Identität: Er sei Sohn eines Häuptlings und einer deutschen Missionsschwester, nun selber Stammesführer und besorgt über die Zukunft seines Volkes. Dieses lebe in unterirdischen Höhlensystemen, Überbleibsel der Tempelstädte, die einst von außerirdischen Göttern errichtet wurden. Tief unter der Erde ruhten übrigens noch die Körper von dreien der »Altväter«, in diversen Flüssigkeiten konserviert, alle anderen seien irgendwann verschwunden. Etliche ihrer hochtechnischen Gerätschaften wären aber noch vorhanden - vermutlich habe es Hitler auf diese abgesehen, als er 1941 ein U-Boot in die Amazonas-Region schickte. Nachkommen der 2000 Soldaten würden immer noch in den Urwäldern leben. Unglaublicherweise begann Brugger Nara zu vertrauen und fasste seine Geschichte zu einem Buch zusammen. 1984 aber wurde er in Rio de Janeiro auf offener Straße erschossen - just einen Tag vor Beginn einer geplanten Expedition in die Tempelstadt. Als weitere Menschen, denen sich Nara als Führer angeboten hatte, starben oder verschwanden, nahm das BKA, das mittlerweile Tatunca Nara als den Deutschen Günther Hauck enttarnt hatte, die Ermittlungen auf.

Auch Nehberg, der sich selber als »Survivalspezi« bezeichnet, hat sich inzwischen in die Sache eingeschaltet. Schon 1982 hatte er mit Hauck Kontakt aufgenommen. 1993 veröffentlicht er dann das Buch Der selbstgemachte Häuptling. Tatunca Nara alias Günther Hauck oder der Mörder im Regenwald, in dem er Hauck als Hochstapler und Mörder von Brugger bezeichnet. Hauck wiederum ließ Nehberg ausrichten, dass er nun plane, ihn umzubringen - Nehberg zeigt sich von seinem Widersacher unbeeindruckt: »Ich bin sein Hobby und er meins«.