Keine Kunst

Wandgemälde in der Südstadt fast von der Stadt übermalt Von Torben Strausdat

Die in der Kölner Südstadt gelegene Elsaßstraße bietet ein Wandbild mit Geschichte. Es zeigt einen Nazi mit zum Hitlergruß erhobenem Arm und Hakenkreuz, der von einer Frau aus dem Fenster heraus mit einem Blumentopf beworfen wird. Ursprünglich wurde das Bild an der Fassade des Hochbunkers vom Künstler Klaus Paier gemalt. Er stellte damit ein Ereignis dar, das sich am 3. März 1933 ereignet hatte. Damals waren SA-Truppen durch die Straße gezogen und wurden von den AnwohnerInnen verjagt, indem sie aus ihren Fenstern Müll, Flaschen, Blumentöpfe und andere Gegenstände warfen. Daraufhin eröffnete die Schutzpolizei das Feuer auf die AnwohnerInnen und nahm siebzig Menschen in der als kommunistische Hochburg geltenden Straße fest. Das Bild sollte daran erinnern.

Schon bei seiner Erstellung war das Wandbild nicht auf die Zustimmung aller AnwohnerInnen gestoßen. Die Stadt ließ es übermalen, da sie für das Bild keine Genehmigung erteilt hatte. Dass dies ausgerechnet am symbolträchtigen 20. April - Adolf Hitlers Geburtstag - geschah, begünstigte die daraufhin ausbrechende Welle der Empörung. Es wurde ein Straßenfest veranstaltet, bei dem das Bild in Anwesenheit von Paier durch mehrere Kölner Künstlerinnen wiederhergestellt wurde.

Am 7. Januar 2002 wurde nun abermals ein Gerüst vor dem Wandgemälde aufgebaut. Der Anwohner Wolfgang R. erfuhr von den Arbeitern, dass das Bild übermalt werden solle, die Maler kämen etwas später. Auf Nachfrage bei der Stadt Köln wurde ihm mitgeteilt, es solle lediglich Graffiti entfernt werden und dies sei mit dem Künstler abgesprochen. Mitnichten, wie sich herausstellte. Erst nach weiteren telefonischen Protesten wurde Klaus Paier angeboten, er könne das Wandbild nach den Arbeiten wieder herstellen.

Klaus Paier, auch als ›Aachener Wandmaler‹ bekannt, lehnte diesen Vorschlag ab. Zwar haben ein brennender Müllhaufen, Farbflecken und Graffiti dafür gesorgt, dass der Zustand des Wandbildes nicht mehr der Beste ist, doch der Künstler sieht in dem Bild »einen Kristallisationspunkt von Kommunikation, der bis hin zur Zerstörung gehen« könne. Die Beteuerungen der Verwaltung, nicht das gesamte Bild sondern nur die Graffiti hätten entfernt werden sollen, hält er für unglaubwürdig. Er habe erfahren, dass hinter den Säuberungsarbeiten das Oberbürgermeisteramt und die Kölner-Anti-Spray-Aktion (KASA) stecken würden. Paier lehnt jedes Eingreifen der KASA grundsätzlich ab, da diese auf »Grundlage von Denunziantentum« und »fehlendem Kunstverständnis« arbeite. Die KASA ist ein kommunaler Zusammenschluss privater und öffentlicher Einrichtungen gegen so genannte Wandschmierereien, besser bekannt als Graffiti.

Zwei Tage später war das Baugerüst wieder entfernt worden. Der Künstler und die Stadt sind sich noch nicht einig geworden, die Zerstörung des Wandbildes ist jedoch zunächst abgewendet.