„People, do you want Reggae music?“ „Yes, Rasta!“

Anfang Juli haben wieder tausende BesucherInnen des Summerjam-Festivals ihr Heim an den Fühlinger See in Köln verlegt, um sich ganz entspannt den Reggae-Klängen hinzugeben. Unsere Autorin Vera Kleinken war dabei und berichtet hier über die Highlights 2013. Von Vera Kleinken

Busy Signal spielten Freitag Abend auf der Summerjam.

"People, do you want Reggae music?", fragte uns die Band Morgan Heritage und das Publikum war sich einig, "Yes, Rasta!" Neben alten Klassikern wurden auch einige Songs ihres neuen Albums "Here come the Kings" gespielt. Alteingesessene Fans und BesucherInnen, die sich überraschen lassen wollten - alle kamen auf ihre Kosten. Neben Morgan Heritage spielten auch andere Reggae-Künstler, die sich schon öfters auf der Summerjam haben blicken lassen - und auch dieses Mal wieder voll überzeugt haben. Neben Junior Kelly auch Alborosie, der Italiener mit Dreads bis zu den Kniekehlen, bei dem wieder einstimmig "Sibilidowndown, Siblidowndown, it's a rudeboy town, it's Kingston town" gesungen wurde. Pure Freude.

Besonderen Besuch gab es dieses Jahr mit Matisyahu, dem gebürtigen Amerikaner mit jüdischen Eltern, der sich seinen langen Bart abrasiert und seine Haare kurz geschnitten sowie blondiert hat. So ist sein Image leider etwas verloren gegangen. Bis zu seiner Zugabe baute er auch keinen Kontakt zum Publikum auf - dann aber richtig. Ungefähr 50 tanzende Fans durften auf die Bühne und tanzten zu seinem Hit "Sunshine".

Zum tanzen brachte uns auch die Dancehall Band Busy Signal (s. Foto) - ein mitreißendes Konzert, das das Publikum zum Springen brachte. Am Ende wurde dann auch ihr neuer Song "Watch out for this" featuring Major Lazer gespielt, bei dem die Menge durchdrehte. Dies steigerte die Spannung auf den nächsten Abend, denn da sollten Major Lazer dann selbst auflegen. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Major Lazer lieferten ein Konzert, das wirklich herausstach. Die DJs, die Elektro-Dancehall-Remixe machen, brachten die Konzertmeute zum Kochen, dass selbst ich als Elektro-Abgeneigte nicht still stehen konnte. Auch sie spielten "Watch out for this", welches dieses Wochenende gar nicht oft genug gespielt wurden konnte.

Auch Snoop Lion trat dieses Jahr auf der Summerjam auf. Der eigentlich als Snoop Dogg bekannte Musiker, der sich in Lion umbenannt hat und nun "Reggae"-Musik macht, wurde gespannt erwartet. Nach nur zwei Liedern seines neuen Albums als Lion, spielte er durchgehend Dogg-Songs. Bei "I wanna fuck/love you" saß Snoop auf einem Stuhl mit seinem Diamanten besetzten Mikrofon und wurde betanzt von drei (halb-)nackten Tänzerinnen, die ihm eine nach der anderen einen Lapdance gaben. Er saß, beobachtete die vor ihm wackelnden Hintern und rappte nebenbei ein wenig. So erfüllte Snoops Bühnenshow alle Klischees über den Sexismus der Genres im Rap-Geschäft. Glücklicherweise widmete er sich danach wieder der Musik und dem Publikum und spielte nur noch ältere Songs wie "Ups and Downs", "Drop it like its hot" und "Whats my name". Das Publikum war sich einig, dass Snoop Lion nunmal ein Dogg ist und bleibt und sang aus voller Kehle: "Snoop Doooggy Doooogg". Meint er seinen Wandel vom Hip Hop zum Reggae also doch nicht so ernst?

Der Sonntag war von deutschen und neuseeländischen Künstlern bestimmt und gestaltete einen wunderschönen Abschluss bei strahlendem Sonnenschein. Während andere im See badeten oder sich sonnten, spielten The Black Seeds, The Aggrolites und Fat Freddy's Drop. Letztere hätten ruhig ein bisschen mehr Stimmung machen können - musikalisch waren sie aber wieder 1A. Besonders dem Posaunespieler sah man den Spaß - oder die Drogen? - an, tanzend und sich ausziehend konnte man seinem herumwirbelnden Speck zusehen. Headliner am Sonntag waren Blumentopf und Patrice, der merklich überwältigt war von der Masse an Menschen, die da vor ihm stand. Neben einigen neuen Songs wurden vor allem die Klassiker ausgepackt, wie "Everyday Good", "Sunshine" und "Soulstorm". Nach dem Konzert mit Abschlussfeuerwerk sorgte der schon berühmte Moderator mit bodenlangen Dreads namens Andrew Murphy für das abschließende Gänsehaut-Glücksgefühl, als er - wie jedes Jahr - mit dem ganzen Publikum Bob Marleys "Redemption Song" sowie Edwin Hawkins "Oh Happy day" spielte. Nie fühlt man sich so zusammengehörig wie am Ende einer Summerjam. One Love.