Raus aus dem Hamsterrad

Der Dokumentarfilm Speed analysiert die Beschleunigung unseres Lebens und sucht nach Alternativen. Von Anna Pavani

"Ich hab keine Zeit!" Wie oft sagen und hören wir das? Wir versuchen ständig Zeit zu sparen, effizienter und Multitasking-fähiger zu werden - und trotzdem bleibt am Ende oft keine Zeit übrig für die Dinge, die wir schätzen.

Im Dokumentarfilm Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit macht sich Regisseur Florian Opitz auf den Weg, um herauszufinden, wo unsere Zeit geblieben ist. Er führt seine ZuschauerInnen von Berlin ins ferne Bhutan, wo die Zeit Teil des Bruttonationalglücks ist. Über experimentelle Langsamkeitsprojekte in Patagonien geht es bis zum Zentrum des Finanzmarkts nach London, um die verschiedenen Spielarten der Zeit zu entdecken.

Die ZuschauerInnen begegnen mit dem Regisseur vielen ExpertInnen, die sich mit dem Thema Zeitmanagement beschäftigen. Eine besonders wichtige Rolle spielt Professor Hartmut Rosa, dessen Buch Beschleunigung - wie der Regisseur in der Pressekonferenz erklärte - den entscheidenden Anstoß für den Film gab. Rosas These ist, dass Beschleunigung ein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist. Opitz versucht im Film, diese These zu überprüfen. Wer zwingt uns, immer schneller zu werden? Gibt es konkrete Möglichkeiten, aus diesem Hamsterrad auszusteigen?

Auf seiner Reise durch die Welt begegnet Opitz Menschen, welche die Beschleunigung vorantreiben und solche, die versuchen, konkrete Alternativen zu denken und zu leben. Die "Zeit ist Geld"-Logik und die alternativen Wege der Entschleunigung werden kraftvoll porträtiert. Besonders zu genießen sind der Humor und die Ehrlichkeit des Regisseurs, der gleichzeitig als Protagonist seine Erfahrungen teilt. Die kontrastierenden Szenarien, die Qualität der Bilder und die vielfältigen GesprächspartnerInnen beeindrucken. In dieser Reflexion über das Tempo unseres Lebens spielt das stetig wechselnde Tempo des Filmes selbst eine wichtige Rolle. Die Suche selbst ist das Verdienst dieser besonderen Reise - sie ist vielleicht wichtiger als eine eindeutige Lösung des Zeitproblems. Proust, dessen berühmter Roman dem Film seinen Namen leiht, hätte das bestimmt hoch geschätzt.