Hamlet ist tot

Die Studiobühne inszeniert Hamlet ist tot. Keine Schwerkraft in Kooperation mit dem Ensemble Analog. Von Anna Pavani

Der Plot wird mit dem ersten Bühnenbild vage angedeutet, das einen Friedhof darstellt, auf dem sich soeben der Nebel verzieht. Nicht nur Hamlet ist hier tot, sondern auch Hannes, ein früherer Freund von Dani und Mani. Auf dem Begräbnis treffen die beiden Bine und Oli, auch FreundInnen von früher. Durch das zufällige Wiedersehen der vier FreundInnen lernt das Publikum ihre Geschichte und ihre Persönlichkeiten kennen: In einer Rauchfahne von Erinnerungen und Gefühlen stellt jede Figur aus ihrer Perspektive dar, was damals war und was heute ist.

Die Erzählung, die sich wie ein Krimi entwickelt, wird ständig von Überlegungen unterbrochen. Die erste hat mit einer mathematischen Universaltheorie zu tun: Da Gott tot ist, gibt es im Himmel eine Maschine. Die Figuren auf der Bühne suchen nach Punkten, Linien, Funktionen. Sie suchen nach ihrer eigenen Funktion, nach einem Sinn. Doch ohne Schwerkraft geht die Orientierung verloren. Und auch die Perspektive. Sie sind verloren in dieser Geometrie der Perspektivlosigkeit, ein bisschen so wie Hamlet, ein bisschen so wie wir alle.

Die Theater- und Performancegruppe Analog und die Studiobühne inszenieren mehr als ein bloßes Zusammentreffen von vier FreundInnen. Das Stück porträtiert die innere Verkrampfung einer pervertierten Gesellschaft. In ihrer metaphysischen Heimatlosigkeit zerfleischen sich die SchauspielerInnen auf der Bühne und das Publikum fühlt sich gleichermaßen in diesem ausweglosen Stillstand gefangen.

Der tief beeindruckende Text von Ewald Palmetshofer wird souverän inszeniert und die Atmosphäre mitreißend dargestellt. Mit einer scharfsinnigen Komik, die mit Sprache und Rhythmus spielt, wird das Publikum zur wichtigsten Frage geführt: resignieren oder reagieren?

Hamlet ist tot. Keine Schwerkraft. Koproduktion der Studiobühne mit Analog. Regie: Daniel Schüssler. DarstellerInnen: Dorothea Förtsch, Daniel Heck, Susanne Kubelka, Ingmar Skrinjar, Ina Tempel und Tomasso Tessitori. Regie: Daniel Schüssler. Nächste Termine: 8., 9., 10., 11. und 12. Januar 2013, 20 Uhr.