Grund zum Kürzen

Die Abschaffung der Studiengebühren könnte zu Kürzungen führen, fürchten Studierende. Von Katrin Gildemeister

Nie wieder 500 Euro Studiengebühren zusammenkratzen. Die Freude unter Studierenden war groß, als im Februar die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen (NRW) die Studiengebühren abschaffte.

Die Hochschulleitungen sind dagegen nicht begeistert. Die Landesregierung verspricht zwar, den Unis 249 Millionen Euro Kompensation zu zahlen. Das entspricht der Summe, die bisher in NRW an Gebühren gezahlt wurde. Dennoch kann es sein, dass nun einzelne Unis weniger Geld bekommen, da der Betrag auf alle Unis verteilt wurde - egal, wie viele Gebühren sie verlangt haben. Das fürchtet auch die Kölner Uni. »Aufgrund der vorläufigen Haushaltsplanung werden wir Kürzungen hinnehmen müssen«, lautet die Einschätzung von Uni-Pressesprecher Patrick Honecker. Mit der voraussichtlich nicht vollständigen Kompensation begründet die Uni mögliche Einbußen auch im Bereich der Lehre.

StudierendenvertreterInnen kritisieren das. Sie geben die Schuld am chronischen Geldmangel eher der Haushaltsplanung der Universität. »Nicht der Wegfall der Studiengebühren ist Grund für einen möglichen Stellenabbau, sondern die katastrophale Finanzplanung der Uni, vor allem der Philosophischen Fakultät«, sagt Peter Hacke, Studierendenvertreter in der Engeren Fakultät (EF) der Philosophischen Fakultät. Die EF ist das höchste Beschluss fassende Gremium der Fakultäten. Die Uni habe selbst mit den Studiengebühren nicht richtig gewirtschaftet. »Auch unabhängig von den Gebühren waren in den letzten Semestern die Vorlesungen und Kurse hoffnungslos überfüllt«, sagt Hacke. Neben den neuen Gebäuden, deren Finanzierung aber eigentlich Ländersache sei, habe sich wenig verändert.

Der Bildungspolitikreferent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) Jan Weber sieht das genauso: »Würde das zur Verfügung stehende Geld endlich mal für sinnvolle Dinge und weniger für Prestigeobjekte ausgegeben werden, hätten wir das Problem nicht.« Stattdessen würde er es vorziehen, dass die Studierenden auf die Verwendung der Gelder Einfluss nehmen könnten. »Eigentlich sollten die Studierenden und die Uni-Leitung doch an einem Strang ziehen und gemeinsam für bestmögliche Bedingungen und die haushaltliche Finanzierung eintreten«, sagt Weber, »aber auch nachdem wir als AStA mehrmals an das Dekanat herangetreten sind, kam keine Reaktion, nicht mal eine Antwort.« Er ist aber von der Richtigkeit der Gebührenabschaffung überzeugt: »Die soziale Öffnung der Hochschulen ist höchste Zeit und wir erhoffen uns, dass die hohe Selektion künftig ausbleibt.«

Uni-Pressesprecher Patrick Honecker sieht die Ursache für Chancenungleichheit und Selektion aber nicht an den Unis. »In der Kindheit und in den Schulen findet die Aussiebung statt, nicht mehr an den Universitäten.«