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100 Ausgaben philtrat – 100 Mal Recherche, redigieren, layouten. Die wichtigsten Stationen und Skandale der vergangenen 21 Jahre im Ticker-Format. Von C. Wienen, Thomas Petrikowski

++++ Juni 1990: Eine Handvoll Studierende der Philosphischen Fakultät gründet die philtrat. Erster Aufreger: Ökologen kündigen Koalitionsvertrag mit rechts-liberalem AStA. ++++ Oktober 1990 (Ausgabe 2): Plagiats-Skandal an der Kölner Uni. Elisabeth Ströker, geschäftsführende Direktorin des Philosophischen Seminars, hat in ihrer 150-seitigen Dissertation an über 100 Stellen abgeschrieben. Sie wird von ihrer Kollegin Marion Soreth überführt. Ströker tritt zurück. ++++ November 1990 (3): Erste Studentin aus Ostdeutschland nimmt ihr Studium an der Universität Köln auf. ++++ Juli 1996 (11): Die philtrat erscheint ab sofort regelmäßig und im griffigen DIN A4-Format. Weniger reines Fachschaftsblatt und mehr journalistischer Anspruch. ++++ Oktober 1997 (18): Ab sofort herrscht im Philosophikum Rauchverbot. Kommentar der philtrat-Redaktion: »Es ist fraglich, ob sich das Verbot überhaupt durchsetzen wird.« ++++ Juni 1998 (23): Attentat auf Albert Magnus! Der Dauerclinch zwischen AStA und Rektor Jens Peter Meincke um das Hissen einer Regenbogenflagge am Christopher Street Day fordert sein erstes Opfer. Die bronzene Statue wird von Unbekannten knallrosa beschmiert und mit einem himmelblauen Dödel versehen. ++++ April 1999 (27): Der pikierte SprecherInnenrat tauscht wegen eines kritischen Artikels die Schlösser der gemeinsamen Räume aus. Erst kurz vor Redaktionsschluss wird das alte Schloss wieder eingesetzt. ++++ Juni 2000 (35): Antrag auf Einstellung der philtrat abgelehnt. Mit 14 zu einer Stimme sprechen die Fachschaften der Philosophischen Fakultät der philtrat weiter ihr Vertrauen aus. Die Auflage wird dennoch von 5 000 auf 2 000 Exemplare gekürzt. ++++ Oktober 2001 (42): Skandal um Personalratsvorsitzende Gerda-Marie Neuhaus: Neuhaus nötigt neue studentische Hilfskraft zu Botengängen. Die Aufgaben: Geld abheben und Pfannkuchen besorgen. Zweieinhalb Stunden nach Dienstantritt wird der Student entlassen. Kommentar Neuhaus: »Sie sind in der Probezeit, dann kann ich es ja machen.« ++++ Oktober 2003 (55): Aussage von Rektor Tassilo Küpper bei einer Senatssitzung sorgt für Aufregung. Küpper bestreitet vehement, folgenden Satz gesagt zu haben: »Studenten werden in der Regelstudienzeit gefördert und danach sollten wir uns von dem Ballast trennen.« AugenzeugInnen sind sich des genauen Wortlauts jedoch sicher. ++++ Mai 2004 (59): Dramatischer Rückgang der Studierendenzahlen nach Einführung der Studiengebühren. Im Vergleich zum vorherigen Semester sank die Zahl von rund 62 000 auf knapp unter 45 000. ++++ Juni 2004 (60): philtrat-RedakteurInnen werden vom Kölner Kongress gegen den Bau des israelischen Sicherheitszauns ausgeschlossen. Nachdem sie eine Gegenveranstaltung beobachten, werfen OrdnerInnen sie gewaltsam raus. ++++ Mai 2006 (72): Uni Köln in Angst! Pressesprecher Patrick Honecker vergleicht die Atmosphäre bei den Protesten gegen Studiengebühren mit der in einem Bunker im Zweiten Weltkrieg. Die Uni Köln kann sich jedoch behelfen, sie wählt zur Zeit der Proteste öfters mal die 110. ++++ Dezember 2006 (75): Pulheimer Schützenverein steht unter Naziverdacht. Ein ehemaliges Mitglied berichtet in der philtrat exklusiv über Versammlungen, in denen NPD-Material verteilt und unter anderem gegen Juden gehetzt wird. Nachdem der Student den Verein verlässt und Anzeige erstattet, erhält er Morddrohungen. ++++ Juli 2008 (85): Rassismus in der Vorlesung: Lorenz Fischer, Prof für Wirtschaftspsychologie, benutzt mehrfach in seinen Vorlesungen das Wort »Neger«. Von einer Studentin darauf angesprochen, will er sich von einer »Nichtdeutschen « deutsche Wörter nicht verbieten lassen. Er geht juristisch gegen eine Darstellung der philtrat vor und lässt einige Passagen aus dem Internet entfernen. ++++ April 2011: 100. Ausgabe mit Relaunch der Seite www.philtrat.de.