Ouvertüre

Von Redaktion

Der menschliche Körper hat Grundbedürfnisse, zum Beispiel nach Schlaf, Nahrung und Wasser. Verweigert man ihm deren Befriedigung, ist der Mensch erpressbar. Schlafentzug oder Nahrungsverweigerung mögen deshalb zum Repertoire internationaler GeheimdienstlerInnen gehören, aber nicht zu dem einer Hochschulleitung. Könnte man meinen. Anders sieht es an der Universität Warwick aus. Dort hatten im vergangenen November Studierende einen Hörsaal besetzt, um gegen die Erhöhung der Studiengebühren zu protestieren. Sie hatten nicht mit den Guantánamo-Methoden ihres Vizekanzlers gerechnet. Der kam auf die Idee, dass man lästige DemonstrantInnen im doppelten Wortsinn unter Druck setzen kann: Er verweigerte ihnen den Zugang zur Toilette. Zum Glück ist der rebellische Geist stärker als die volle Blase. Vor allem, wenn von KommilitonInnen beschaffte Eimer Erleichterung verschaffen. Doch was tun mit dem besonderen Saft? Was läge da näher als den - nennen wir es mal Protestjahrgang 2010 - in Flaschen abzufüllen und dem indirekten Urheber der Aktion Nullnull-Eimer zu schenken?

Diese Anti-Protest Methoden kommen den Kölner Studierenden doch sicher bekannt vor: Man erinnere sich an die Besetzungen der Aula im Herbst des vergangenen Jahres als der Bildungsstreik an der Kölner Uni tobte. Damals wusste sich Rektor Axel Freimuth auch nicht anders zu helfen, als einen Sicherheitsdienst zu engagieren und so Studierende im Saal festzuhalten. Nur, dass in diesem Fall die Protestierenden aus- statt eingeschlossen wurden und an ihrer Stelle die braven Vorlesungs-BesucherInnen ausharren mussten. Und um ihre dringendsten Bedürfnisse zu erledigen, durften die Kölner Studis sogar großzügigerweise zur Toilette. Im Nachhinein stolz auf ihren Rektor und mit der Zeitung unter dem Arm verzieht sich aufs stille Örtchen

die Redaktion