Von Särgen und Hühnern

Gang durch die Uni XX: Die Studiobühne Von C. Wienen

Ein schickes Kleid, der rote Teppich, Fotografen, die einem zurufen, und am Ende den Fernsehpreis in den Händen halten? Annette Frier durfte am 9. Oktober diesen Jahres so einen Tag erleben. Aber es ist noch keine Meister­in vom Himmel gefallen und so übte und spielte auch die heute bekannte Comedyfrau an der Studiobühne. Die Studiobühne in der Universitätsstraße 16 ist das Studierendentheater der Uni. Hier können Studierende aller Fakultäten ab dem ersten Semester Kurse besuchen und die erarbeiteten Stücke professionell auf die Bühne bringen. Grundsätzlich stehen die Räume auch den Studierenden für eigene Projekte zur Verfügung. Allerdings sollte man diese am besten mit einem Jahr Vorlaufzeit anmelden, da die Bühnen auf viele Monate ausgebucht sind.

Zusätzlich bietet die Studiobühne auch Raum für freie Theatergruppen, die von der Stadt Köln gefördert werden. So können jedes Jahr durchschnittlich zehn Premieren und über 200 Vorstellungen aufgeführt werden. Für Erstsemester ist der Eintritt frei, alle anderen zahlen 6,50 Euro. Zudem zeigt das Kino der Studiobühne dienstags Filme zu günstigen Preisen.

Hinter der Bühne wird erst sichtbar, wie viel Platz ein Theater benötigt. Büro- und Seminarraum, zwei Probebühnen, Garderobe, Regieraum und vor allem viele Lager erstrecken sich durch den Großteil des Unikums. Überall in den verwinkelten Gängen und Räumen lagern Schränke, Tische, Koffer und auch ein Sarg: Requisiten vergangener Aufführungen.

Die Studiobühne gibt es in ihrer jetzigen Form seit den späten Sechzigerjahren. An der Studiobühne ist der Stil meist innovativ und experimentell. »Wir wollen alte Formen immer wieder aufbrechen, das können junge Studenten natürlich am besten«, erklärt Kobboldt, der kommissarische Leiter. Gesucht wird stets das Theater von morgen.

Einen Skandal hat die Studiobühne auch zu verbuchen. Die belgische freie Theatergruppe Agora köpfte Ende der 1980er auf der Bühne ein Huhn. Den Prozess Tierschutz vs. künstlerische Freiheit gewann der Tierschutz, so dass in den folgenden Aufführungen ein Teddy geköpft wurde. »Ich hätte das so nicht inszeniert«, sagt Kobboldt, »aber das Huhn wurde durchaus fachgerecht geköpft.«