Rennen für Gleichheit

Ende Juli beginnen in Köln die achten Gay Games. Sie bieten sportlichen Wettkampf aber auch Kulturveranstaltungen. Von Anna Hölscher

Auch nach der Fussball-Weltmeisterschaft muss man die Vuvuzela nicht im Schrank verstauben lassen. In Köln findet noch in diesem Sommer ein sportliches Großereignis statt: die Gay Games. Etwa 12000 TeilnehmerInnen aus aller Welt werden zu dem Event erwartet, das eines der größten Sport- und Kulturfeste ist. Vom 31. Juli bis zum 7. August finden in und um Köln Wettkämpfe in 34 Sportarten wie Tennis, Ringen oder Synchronschwimmen statt. Das Ganze wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm aus kulturellen Veranstaltungen und Partys begleitet. Die Gay Games haben es sich zum Ziel gemacht, zu mehr Gleichheit und Verständigung beizutragen und Diskriminierung zu bekämpfen.

Das diesjährige Motto »Be part of it« ist wörtlich zu verstehen, denn jede und jeder ist eingeladen mitzumachen - egal ob heterosexuell, homosexuell, transgender oder transsexuell. Auch Ethnie, Religion, politische Überzeugung und die athletischen Fähigkeiten spielen keine Rolle. Man muss keinerlei Qualifikationen erreichen, um an den Spielen teilnehmen zu dürfen. In vielen Disziplinen wird es dafür unterschiedliche Leistungsklassen geben, damit AnfängerInnen nicht gegen Profis antreten müssen. Auch Menschen mit Behinderung sind ausdrücklich eingeladen teilzunehmen.

Damit so viele Sportbegeisterte wie möglich bei den Gay Games mitmachen können, gibt es das so genannte Outreach-Programm. Es unterstützt SportlerInnen, die aufgrund der politischen Verhältnisse in ihrem Heimatland, unzureichender lokaler Organisation oder ihrer finanziellen Situation sonst kaum an den Gay Games teilnehmen könnten. Osteuropäische AthletInnen sollen in diesem Jahr besonders gefördert werden. Dank vieler Spenden können nun 110 SportlerInnnen aus Osteuropa nach Köln kommen, die sich die Teilnahme sonst nicht hätten leisten könnten. Durch das Outreach-Programm werden auch zahlreiche SportlerInnen aus Ländern zu Gast sein, in denen Homosexualität immer noch verfolgt wird. Darunter zum Beispiel Uganda, wo Schwule und Lesben zu lebenslanger Haft verurteilt werden können und derzeit sogar die Todesstrafe für bestimmte homosexuelle Handlungen diskutiert wird.

Die Gay Games gehen zurück auf eine Idee von Tom Waddell, einem US-amerikanischen Zehnkämpfer bei den Olympischen Spielen von 1968 in Mexiko-Stadt und Aktivist für schwul-lesbische Gleichberechtigung. In den Achtzigerjahren war Homosexualität im Sport noch tabuisierter als heute. Waddell rief daher eine Sportveranstaltung ins Leben, bei der Lesben und Schwule offen teilnehmen konnten, die sich aber nicht abgrenzen sollte von anderen SportlerInnen. »Die Gay Games sind weder separatistisch, noch exklusiv oder an Siegen orientiert«, schrieb er anlässlich der ersten Spiele. Im Vordergrund sollte stehen, die eigene persönliche Bestleistung zu erbringen. So fanden 1982 in San Francisco die ersten Spiele statt und werden seither alle vier Jahre ausgetragen.

Wer sich nicht nur als ZuschauerIn an den Gay Games Cologne beteiligen will, kann sich als Volunteer melden und ehrenamtlich die TeilnehmerInnen und Gäste aus aller Welt betreuen.