Outcault: Von Sprechblasen und gelben Kindern

Von Carolin Wedekind

Was genau ist eigentlich ein Comic und welcher war der erste? Über diese Frage haben sich schon viele Leute Gedanken gemacht. Kulturwissenschaftler Lambert Wiesing und Journalist Jens Balzer beschäftigen sich in Outcault mit einem Comic, der häufig als erster seiner Art beschrieben wird. Ab 1894 veröffentlichte Richard Felton Outcault in der damals erscheinenden Zeitung New York World die Serie Down Hogan's Alley. Weil die neuerdings benutzbare gelbe Druckfarbe so auffällig war, hat Outcaults Serie den Ruf, der so genannten Yellow Press ihren Spitznamen gegeben zu haben.

Die Zentrale Figur der Serie ist ein kahlköpfiger kleiner Junge mit Segelohren und einem gelben Nachthemd, das so genannte Yellow Kid. Wiesing beschreibt ausführlich wie Outcault zunächst das Nachthemd wie ein Mottoshirt benutzt, um darauf Text zu transportieren. Nach und nach bewegte er sich für die Aussagen seiner ProtagonistInnen immer deutlicher in Richtung der Sprechblase.

Indem sie die Erfindung der Sprechblasen so betonen, argumentieren die Autoren auch gegen jene ComicforscherInnen, die notorisch die Parallelen zu den möglichst ältesten Objekten mit narrativen Bildern zu ziehen versuchen. Da werden dann gerne Höhlenbilder, Hieroglyphen oder der Teppich von Bayeux angeführt, um zu beweisen, in welcher angesehenen Tradition diese vermeintlich nur für Kinder und Nerds zugängliche Kunstform verortet ist. So interessant der olle Teppich sein mag - so ein Vergleich führt ein wenig weit weg von dem, womit comicinteressierte LeserInnen sich eigentlich beschäftigen wollten.

Die Autoren beschäftigen sich in Outcault mit weiteren Besonderheiten der Serie, wie zum Beispiel der zentralen und sehr auffälligen Figur des Yellow Kid. Gegen Ende des Buches wirken die ansonsten stringenten Texte leider ein wenig zerstreut, doch das werden die meisten LeserInnen den Autoren sicher gerne verzeihen.