Ouvertüre

Von Redaktion

Frühnebel hängt über den Feldern, der ein oder andere Schwan zieht seine Bahnen im trüben Altrheinarm und im Schatten der im Lohengrin besungenen Schwanenburg wiederkäuen Kühe auf der Weide. So sieht niederrheinisches Postkartenidyll in Kleve aus - eine Kreisstadt nahe der holländischen Grenze, die sich seit diesem Semester Hochschulstandort nennen darf. Im September konnten sich erstmals Studierende an der neuen Fachhochschule Rhein-Waal einschreiben. Und da die neue Hochschule sich als Dienstleisterin am »Kunden Student« versteht, will man dort den ersten Bachelors in spe etwas bieten.

Doch womit lockt man die erhofften Scharen künftiger AkademikerInnen dorthin, wo sich Kuh und Hase gute Nacht sagen? Die Lösung: eine Art Willkommens-Carepaket. Statt den Neu-KleverInnen also vielleicht mal ein oder zwei Semester Studiengebühren zu erlassen, rüstet die FH sie lieber mit einem Handy, einem Laptop und dem typischen niederrheinischen Verkehrsmittel, dem Fahrrad, aus. Da entscheidet man sich doch gerne für ein Schnuppersemester Bio Science and Health oder E-Government. Man kann sich ja immer noch umschreiben, wenn einem das Studium nicht zusagt. Denn nirgendwo steht, dass man die Begrüßungsgeschenke bei einem Uniwechsel zurückgeben muss.

Als Kölner StudentIn kommt man schon ins Grübeln, wenn da am platten Niederrhein so handfest um »Kundschaft« geworben wird. Schließlich studiert man an einer um internationales Prestige bemühten Institution, die sich ihre späteren Aushängeschilder ja auch mal was kosten lassen könnte. Die Uni hat doch noch hübsche Rücklagen aus den Studiengebühren. Da sollte mindestens eine lokalpatriotische Begrüßungskombination aus einer Kiste Kölsch, Gutscheinen für Halve Hahn als Mensaalternative und einer Schneekugel mit dem Kölner Dom drin sein. Zum Packen weiterer Pakete zieht sich in die Marketingabteilung zurück

Die Redaktion