Wenn die Uni zweimal knuspert

Die Uni Köln will die Kindertagesstätte Knusperhäuschen abreißen lassen. Ihre Rechtfertigung für den Abriss hat sich nun als plumper Vorwand herausgestellt. Von Beate Schulz

Die Wiese und der Sandkasten laden zum Toben und Sandburgen bauen ein, und in dem strahlend gelben Häuschen sollen sich Kinder entfalten können, während ihre Eltern unter der Woche ihrem Studium oder ihrer Arbeit nachgehen. Für die Uni Köln jedoch war das gelbe Häuschen im Weyertal zuletzt ein dringend sanierungsbedürftiges Einfamilienhaus, das angeblich ein Haftungsrisiko darstellte und abgerissen werden sollte.

Das Haus, um das es geht, gehört der Uni und beherbergt seit 34 Jahren die Kindertagesstätte Knusperhäuschen, die von einer Elterninitiative und dem paritätischen Wohlfahrtsverband getragen wird. Die Uni hat zum Ende dieses Jahres das Mietverhältnis gekündigt.

Die Kündigung war der Kindertagesstätte bereits im Dezember vergangenen Jahres ins Haus geflattert. Das Gebäude sollte einem Parkplatz weichen. Dieser sei für eine universitätseigene Kindertagesstätte nötig, die direkt nebenan entstehen soll - eine Bedingung des städtischen Bauamts. Die Uni gab sich wohlwollend und bot an, die 20 Kinder und drei MitarbeiterInnen des Knusperhäuschens in die neue, eigene Kita zu integrieren. Vom pädagogischen Konzept der Knusperhäuschen-Elterninitiative wäre dann allerdings nichts mehr übrig geblieben. Diese lehnte das Angebot ab.

»Lieber Herr Kanzler Dr. Neyses, die Kinderliebe fängt nicht bei der Kinderuni an.« So appellierte ein Vater, der sein Kind früher im Knusperhäuschen hatte betreuen lassen, im Frühjahr auf einer Internetseite an den Kanzler der Uni Köln. Sein Appell stieß auf taube Ohren. Die Uni-Verwaltung berief sich nun auf bauliche Mängel, wegen derer das Haus keineswegs weiterhin als Kita genutzt werden könnte. Dem widerspricht aber die Genehmigung des Landesjugendamtes, die man nur bei regelmäßigen positiven Sicherheitsüberprüfungen erhält. Erst im vergangenen Jahr war die von der Universität beanstandete Bausubstanz geprüft und für in Ordnung befunden worden.

Die einzigen tatsächlich vorhandenen Mängel lagen im Bereich der Energieeffizienz. Und diese auf den neuesten Stand zu bringen, fällt eigentlich in den Aufgabenbereich des Eigentümers, also der Universität selbst. Die Möglichkeit, rund 80 000 Euro aus dem Konjunkturpaket II für eine energetische Sanierung des Hauses zu beantragen, ließ die Universitätsverwaltung aber verstreichen. Stattdessen gab sie ein Baugutachten in Auftrag, das die vermuteten baulichen Mängel belegen sollte.

Seit Mitte Oktober liegt nun das Ergebnis des Gutachtens vor. Darin sucht man vergebens nach schweren Bau- oder Brandschutzmängeln - als Begründung für einen Abriss lässt sich das Gutachten nicht verwenden. Das scheint auch die Uni eingesehen zu haben. Aus Kreisen der Verwaltung heißt es inzwischen, dass das Knusperhäuschen doch nicht dem Erdboden gleich gemacht werden solle. Man wolle sogar über eine Verlängerung des Mietvertrags verhandeln.

Bisher gibt es vonseiten der Uni aber nur mündliche Zusagen. Eine offizielle Stellungnahme lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Uni und Knusperhäuschen könnten noch über einen neuen Nutzungsvertrag verhandeln müssen sowie über die Höhe der Miete, neue Haftungsbedingungen oder einen Prozentsatz an Kita-Plätzen, der den Kindern von Uni-MitarbeiterInnen vorbehalten ist. Die Knusperhäuschen-BetreiberInnen zeigen sich deshalb auch erst einmal nur verhalten optimistisch.