Heißer Draht für alle Lebenslagen

Gang durch die Uni XIV: Das neue Zuhör- und Informationstelefon Nightline Von Nambowa Mugalu

Du hast Prüfungsangst und kannst nicht schlafen? Oder deine Beziehung ist gerade in die Brüche gegangen? Vielleicht bist auch neu in Köln, kennst noch niemanden, fühlst dich einsam und würdest gerne mit jemandem reden? Für diese, aber auch für alle anderen Themen, die Studierende beschäftigen, gibt es ab Dezember die Nightline.

Die Nightline ist ein Zuhör- und Informationstelefon von Studierenden für Studierende der Uni Köln sowie der Fach-, Musik-, und Kunsthochschule. Geplant ist, dass Studierende dort an zwei Tagen in der Woche über ihre Sorgen und Nöte sprechen können. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen bleiben, ebenso wie die AnruferInnen, in den Gesprächen anonym. So soll die unangenehme Situation vermieden werden, dass man sich am nächsten Tag im Seminar gegenübersteht und sich unwohl fühlt .

Die Nightline soll eine Ergänzung zu sonstigen Seelsorgediensten darstellen, wie beispielsweise der Psycho-Sozialen Beratung des Kölner Studentenwerks. Diese legt ihren Fokus auf Beratungsgespräche von Angesicht zu Angesicht. Dennoch kommt es etwa 300 Mal im Jahr vor, dass ihre MitarbeiterInnen zusätzlich psychologische Krisengespräche am Telefon führen, sagt Abteilungsleiterin Gaby Jungnickel. Der Bedarf nach telefonischer Beratung ist offensichtlich gegeben. Der Ansatz der Nightline ist jedoch eher die Hilfe zur Selbsthilfe unter Studierenden, die einen gemeinsamen Erfahrungshorizont haben. Dieser soll eine Basis bieten, die es in einer professionellen Beratung nicht gibt.

Was die Nightline nicht leisten kann und will, sind tiefer gehende Beratungsgespräche. Die will das »Zuhörtelefon« - die Eigenbezeichnung verrät es - professionellen SeelsorgerInnen wie jenen der Psycho-Sozialen Beratung überlassen. »Wir verfügen aber über eine große Datenbank mit den verschiedensten Anlaufstellen und können bei Bedarf qualifizierte Ansprechpartner und Hilfeleistungen nennen«, sagt der Koordinator der Öffentlichkeitsarbeit, Andreas M., der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Neben einem offenen Ohr für die Sorgen der Studierenden möchte die Nightline auch ganz praktische Lebenshilfe bieten: Zum Beispiel Informationen rund ums Kölner Studierendenleben wie Ausgehtipps oder günstige Übernachtungsmöglichkeiten.

Seinen Ursprung hat das Konzept der Nightlines in Großbritannien. An der University of Essex entstand das erste Zuhörtelefon bereits in den Siebzigerjahren. In Deutschland gibt es solche Projekte an den Unis in Heidelberg, Freiburg, Münster und Hamburg. Hamburg bietet zusätzlich eine E-Mail-Seelsorge an. Das ist in Köln noch Zukunftsmusik.

Andreas ist froh, dass erst einmal die Finanzierung der Kölner Nightline geklärt ist. Sie bekommt Geld von der Uni Köln, dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und der Sporthochschule. Die Fachhochschule übernimmt die Notarkosten. Um die MitarbeiterInnen in Gesprächsführung und Zuhören zu schulen, konnte Andreas einen erfahrenen Telefonseelsorger gewinnen. »Ich bin zuversichtlich, dass wir am ersten Dezember starten können«, sagt er. »Aber wir sind noch auf der Suche nach Verstärkung.« Auf der Website www.nightline.uni-koeln.de können sich Interessierte aller Kölner Hochschulen melden, wenn sie, so Andreas, »verantwortungsbewusst sind und Freude daran haben, sich für ihre Kommilitonen einzusetzen«.