Singen gegen die Angst

Der Berlinale-Gewinner erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Ängste überwinden muss. Von Hanna-Lisa Hauge

Nach einem alten peruanischen Glauben saugen die Töchter von Frauen, die Schreckliches erlebt haben, bereits als Babys die Angst ihrer Mütter mit der Milch auf. Fausta leidet unter einer solchen »verschreckten Brust«: Ihre Mutter wurde in den Jahren des peruanischen Bürgerkriegs vergewaltigt. Von den Erlebnissen ihrer Mutter traumatisiert, hat die junge Frau eine unüberwindbare Angst vor Männern und traut sich nicht einmal alleine vor die Tür.

Als ihre Mutter stirbt, steht Fausta ganz alleine da. Ihr bleiben nur die Lieder, die sie zum Trost mit ihrer Mutter sang. Nun möchte sie die Mutter in dem Dorf begraben, aus dem die Familie stammt. Doch das ist weit von Lima entfernt. Um Geld für das Begräbnis zu verdienen, beginnt Fausta für die Pianistin Mrs. Aida zu arbeiten. Als diese eines Tages Fausta ihre Lieder singen hört, schließen die beiden Frauen ein ungewöhnliches Abkommen: Für jedes Lied, das Fausta der Pianistin vorsingt, bekommt sie eine wertvolle Perle von deren Halskette. Um zu bekommen, was ihr zusteht, muss Fausta letztlich jedoch erst ihre Angst vor Männern überwinden.

Eine Perle Ewigkeit ist der zweite Kinofilm der Regisseurin Claudia Llosa. Wie schon in ihrem Erstling Madeinusa spielt hier Magaly Solier die Hauptrolle, die neben der Schauspielerei auch als Sängerin auftritt. Überzeugend stellt sie die verstörte, rätselhafte Fausta dar. Es ist vor allem ihr Spiel, das dem Film seine Intensität verleiht. Zu Recht gewann er bei der diesjährigen Berlinale den Goldenen Bären. Regisseurin Llosa erzählt neben Faustas Geschichte auch von den zwei Seiten Perus, wo alte Mythen und indianische Gesänge auf rosa Kitsch-Hochzeiten und das ärmliche Leben in den Vororten Limas treffen. Der Film benötigt nicht viele Worte, sondern wird von der außergewöhnlichen Schauspielleistung der DarstellerInnen getragen.