Erst schießen, dann Fragen stellen

Tropa de Elite ist ein Cop Movie ohne Helden Von Carolin Wedekind

Nascimento ist Offizier bei der brasilianischen Militärpolizeieinheit BOPE. Die führt in den Favelas von Rio de Janeiro Krieg gegen die ebenfalls schwer bewaffneten Dealer, wenn die korrupte Staatspolizei wieder einmal versagt. BOPE-Polizisten, so wird in José Padilhas Film Tropa de Elite erklärt, schießen erst und fragen später. Nascimento selbst stellt eigentlich gar keine Fragen. Er ist eine einzige Machismo-Maske und kommentiert das Blutbad mit unerträglichen Voice-Over-Kommentaren. Zusammen mit pseudo-dokumentarischen Kniffen, wie Blutspritzern auf der Handkamera, versuchen sie dem Film Authenzität zu verleihen. Als Nascimento Vater wird und seine Frau ihn drängt den Job aufzugeben, versucht er einen Nachfolger zu finden, der genauso selbstgerecht foltern und töten kann wie er. Anwärter sind die beiden Polizisten und besten Freunde Neto und Matias. Die Entscheidung fällt Nascimento nicht leicht: Neto ist ihm zu ungestüm und Matias versucht, neben seinem Job als brutaler und autoritätsgläubiger Elitepolizist, Freundschaften zu polizeikritischen Studenten zu pflegen. Verstärkt wird der Druck auf Nascimento durch einen baldigen Papstbesuch, anlässlich dessen Rio aufgeräumt werden soll. Damit der Katholikenchef ruhig in der Nähe einer Favela schlafen kann, werden deren BewohnerInnen in den Monaten zuvor von BOPE abgeschlachtet. Regisseur Padilha versucht - trotz der eindimensionalen Charaktere - die Situation in den Favelas in ihrer Komplexität darzustellen. So ist in Tropa de Elite keiner unschuldig, auch nicht die engagierten StudentInnen. Besonders die Besetzung eines Unsympathen für das Voice-Over hilft dem Zuschauer, die Beweggründe der Elitepolizisten zu verstehen, ohne dabei leichtgläubig in die Identifikationsfalle zu tappen.