Kein Allheilmittel

Mehr Stipendien sollten trotz Studiengebühren den Zugang zur Uni erleichtern. Passiert ist bisher wenig. Von Julia Groth

Wer außergewöhnlich schön ist, hat es, so glauben viele Menschen, leichter im Leben. Manchmal kann man mit Schönheit sogar Geld sparen. Eine Jury, zu der unter anderem der Schönheitschirurg Werner Mang gehörte, kürte Ende Oktober in Köln einen Studenten und eine Studentin zu »Mister und Miss Campus Deutschland«. Der Preis für die SiegerInnen: Ein Jahr lang bekommen sie die Studiengebühren bezahlt.

Wer sich die Studiengebühren nicht leisten kann und keine Schönheitswettbewerbe gewinnt, hat es bisher nicht einfach. Etwa 18 000 AbiturientInnen haben im Jahr 2006 wegen der Gebühren darauf verzichtet, ein Studium zu beginnen. Das war das Ergebnis einer Studie des Bildungsministeriums, die im Oktober öffentlich wurde, nachdem das Ministerium sie wochenlang zurückgehalten hatte. Ein gut ausgebautes Netz von Stipendien hatten viele PolitikerInnen versprochen. So sollte auch Kindern aus einkommensschwachen Familien der Zugang zum Campus möglich bleiben. Doch bisher ist es bei Versprechungen geblieben. Dem Deutschen Studentenwerk zufolge finanzieren sich nur zwei Prozent der Studierenden über ein Stipendium. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) will das ändern, hat bis heute aber nicht viel Erfolg mit seinen Plänen.

Bis 2012 will der Minister den Anteil der Studierenden, die ein Stipendium in Höhe von monatlich 300 Euro bekommen, stufenweise auf zwölf Prozent erhöhen, wenn möglich sogar bundesweit. Die Hälfte der Kosten soll aus der Staatstasche kommen, knapp zwei Drittel davon vom Bund, der Rest von den Ländern. Die andere Hälfte soll die Wirtschaft zahlen. Diese steckt allerdings zurzeit in der Krise, und auch der Bund hat offenbar wenig Lust, für die Verbesserung eines Systems zu zahlen, das die Länder selbst zu verantworten haben. »Im Bund ist noch nichts geklärt«, sagt ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums. »Aber wenn die Minister nicht mitziehen, bauen wir allein etwas auf.« Ab Herbst 2009 will Pinkwart in jedem Fall ein landesweites Stipendiensystem haben - mehr als zwei Jahre, nachdem die allgemeinen Studiengebühren eingeführt wurden.

Unterdessen arbeiten einige Universitäten in NRW an eigenen Stipendienlösungen, bei denen sie einen Teil der eingenommenen Studiengebühren in Stiftungen auslagern. Mit diesem Geld wollen sie besonders vielversprechende Studierende finanzieren. Die Fachhochschule Münster und die Uni Duisburg-Essen waren die ersten, die dieses System eingeführt haben, das mit dem Geld vieler einige wenige finanziert. Universitätskreisen zufolge plant die Uni Köln ein ähnliches Modell. Sprecher Patrick Honecker will dazu nichts sagen. »Im Januar oder Februar gibt es konkrete Neuigkeiten zu diesem Thema.«

Mit den geplanten Systemen sind längst nicht alle zufrieden. »Stipendien werden meist an Kinder aus ohnehin einkommensstarken Familien vergeben«, kritisiert die Geschäftsführerin des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS) Jessica Castro. AkademikerInnenkinder bekommen dem ABS zufolge mehr als doppelt so häufig ein Stipendium als Studierende aus den so genannten bildungsfernen Schichten. »Nicht der Ausbau der Stipendien, sondern die sofortige Abschaffung von Studiengebühren ist die richtige Antwort auf die bildungspolitischen Probleme«, heißt es deshalb beim ABS.