Mehr als Tee und Kaffee

Gang durch die Uni IX: Der Eine-Welt-Laden Von Sarah Nolte

Der Weg in den Eine-Welt-Laden ist nicht leicht zu finden. Er liegt versteckt hinter dem Café Sandspur im Gebäude der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) in der Bachemer Straße. Hat man ihn trotzdem einmal entdeckt, wird schnell klar, dass das weitverbreitete Klischee, Weltläden führten lediglich teuren Kaffee und Tee, sich hier nicht bestätigt. »Wir verkaufen natürlich auch Produkte wie Rum, Wein, Reis, Zucker, diverse Süßigkeiten und zudem noch Kunsthandwerk«, erklärt die langjährige Mitarbeiterin Tania Danilenko bei einem kurzen Rundgang durch das Ladenlokal. »Außerdem ist es uns wichtig zu betonen, dass ein Eine-Welt-Laden mehr bietet als nur den Verkauf. Produkt und Information sind bei uns eng miteinander verknüpft.«

Das Konzept ist, die KundInnen über die Herkunft und Herstellung der angebotenen Waren zu informieren. Dabei steht der Aspekt des fairen Handels im Vordergrund. Wer hier einkauft, zahlt zwar mehr als im Supermarkt, ermöglicht den ProduzentInnen der gekauften Waren aber ein höheres Einkommen als im herkömmlichen Handel. So sollen bei der Produktion internationale Umweltund Sozialstandards eingehalten werden.

Der Eine-Welt-Laden an der Uni Köln besteht in seiner jetzigen Form seit nunmehr zehn Jahren. Im Dezember 1998 gründeten ihn Studierende der Theologie, Erziehungswissenschaften und Sonderpädagogik mit Hilfe der ESG. Zuvor hatten die Studierenden bereits mehrere Jahre einen Verkaufsstand vor der Universität betrieben. »Die Zeit schien reif«, sagt Danilenko, die schon in der Gründungsphase beteiligt war. Die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Trägern und Eine-Welt-Läden ist in Deutschland keine Seltenheit: Die Läden stehen häufig unter der Schirmherrschaft von Kirchengemeinden. Nach der Gründung erweiterten Danilenko und ihre MitstreiterInnen schrittweise das Warenangebot.

Mit verschiedenen Projekten versuchten sie damals wie heute, das Bewusstsein für die Vorteile fair gehandelter Produkte zu stärken. Mit einem Straßentheater zur Fußball-WM 2006 machten sie auf die Arbeitsbedingungen von Näherinnern in Malaysia aufmerksam. Brettspiele zeigen kindgerecht, wie die Arbeit in den Fabriken der Dritten Welt abläuft. Außerdem setzten sie sich für die Einführung von fair gehandeltem Kaffee und Schokolade in den Mensen der Universität Köln ein. Nicht alle Projekte stoßen allerdings auf Interesse. So mussten die LadenmitarbeiterInnen den Vertrieb der »Fairen Tüte« einstellen, einer Auswahl von Lebensmitteln, die auf Bestellung nach Hause geliefert wurde. »Die Nachfrage war einfach zu gering«, sagt Danilenko.

Der Eine-Welt-Laden hat aber auch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er ist stark vom ehrenamtlichen Engagement seiner MitarbeiterInnen abhängig. Viele Studierende haben dafür keine Zeit mehr wegen der zeitintensiven Bachelorstudiengänge und zusätzlicher Arbeit, um die Studiengebühren zu bezahlen. »Die Fluktuation der Mitarbeiter ist groß«, sagt Danilenko. Nur wenige Studierende arbeiteten längere Zeit mit. Außerdem haben fair gehandelte Lebensmittel inzwischen an Popularität gewonnen und sind in vielen Supermärkten zu finden. Das Fairtrade-Regal im Rewe um die Ecke kostet den Eine-Welt-Laden viele KundInnen. An dessen gemütliche Atmosphäre reicht der Supermarkt mit seinem Neonlicht allerdings nicht heran.