Gestrandet an der Ostsee

Die erste deutsche von InvestorInnen gegründete Uni wird zum Desaster. Die Studierenden bleiben weg. Von Nina Weinbrenner

Was in Ländern wie den USA und der Schweiz klappt, muss auch in Deutschland funktionieren, dachten sich die GründerInnen der Privaten Hanseuniversität Rostock (PHU). Doch anders als erwartet weckte Deutschlands erste von PrivatinvestorInnen gegründete Universität kaum das Interesse von Unternehmen und Studierwilligen. Nach gerade mal einem Jahr kann die Hochschule vor den Toren Rostocks nur eine lächerlich geringe Zahl von Studierenden vorweisen und ist bereits wieder von der Schließung bedroht.

Anders als die Privat-Uni in Witten/Herdecke, die sich mithilfe einer Stiftung finanziert, wurde die Hanseuni von der Beteiligungsgesellschaft Educationtrend gegründet und ist laut Selbstbeschreibung die »erste deutsche Privat-Universität, die von vornherein wie ein Unternehmen aufgebaut ist«. Funktionieren soll das Geschäftsmodell der Uni so: Unternehmen sollten ihren Management-Nachwuchs direkt von der Schulbank weg engagieren und ihnen das Studium an der Hanseuni bezahlen. Die InvestorInnen und GeschäftsführerInnen rechneten sich aus, dass sie etwa 300 bis 500 Studierende bräuchten, die 6000 bis 7500 Euro pro Semester zahlen, um mit dem Projekt Gewinn zu machen. Für das vergangene Sommersemester schrieben sich aber nur drei Studierende ein - genauso viele, wie es ProfessorInnen gibt. Nach dem Stand der Bewerbungen bei Redaktionsschluss dürfte es auch im laufenden Semester nicht einmal sechzig Studierende an der PHU geben.

Anfangs sollten zwei betriebswissenschaftliche Bachelor-Studiengänge starten, in Business Administration und Information Technology. Für letzteren hatte sich allerdings im ersten Jahr der Uni niemand eingeschrieben. Für dieses Wintersemester wurde die Zahl der Studiengänge auf fünf aufgestockt. Unter anderem sollen jetzt auch JuristInnen ausgebildet werden.

Die Gründe für den bescheidenen Start der InvestorInnen-Uni sind schnell gefunden. Die PHU muss sich erst einen Namen machen und Kontakte zu Unternehmen aufbauen, um Studierende anzulocken. Die hohen Studiengebühren schrecken zudem viele potenzielle KandidatInnen ab, glauben ExpertInnen.

Geschäftsführer Knut Einfeldt machte gegenüber der Financial Times Deutschland auch die Standortwahl für den Studierendenmangel verantwortlich. Die PHU bediene eine Klientel, die es in der Region Rostock nicht gebe. Eine späte Erkenntnis - vielleicht zu spät: Wenn die Studierendenzahl im Wintersemester 2009/2010 nicht im dreistelligen Bereich liege, werde das Konzept noch einmal überdacht, heißt es bei den InvestorInnen von Educationtrend.