Gottes Werk an Kölner Hochschule

Opus-Dei-Befürworterin sitzt im Hochschulrat der Fachhochschule Von Katrin Gildemeister

Barbara Schock-Werner, die Anfang des Jahres in den Hochschulrat der Fachhochschule (FH) Köln berufen wurde, steht dem umstrittenen streng konservativen Orden Opus Dei nahe. Sie ist Kuratoriumsmitglied des Internationalen Studentinnenwohnheims Köln (ISM), das von der sektenähnlichen Organisation getragenen wird. »Wir finden es bedenklich, wenn in Gremien der FH VertreterInnen von Opus Dei sitzen« sagt ein Sprecher des FH-AStA. »Und zwar sowohl wegen der Geschichte der Organisation als auch den aktuellen Positionierungen.«

Opus Dei, auch die »Elitetruppe des Vatikan« genannt, ist ein Orden römisch-katholischen Ursprungs und wurde 1928 von dem spanischen Priester Josemaría Escrivá gegründet. Er nimmt für Anhänger eine gleichgestellte Position mit Jesus Christus und Abraham ein, die Stellvertreter Gottes sind. Nach Ansicht der Organisation ist Selbstheilung das Ziel des Lebens und kann durch tiefen Glauben und Einhaltung der von Opus Dei auferlegten Regeln erlangt werden. Dazu gehören bestimmte festgelegte Gebete und Übungen, die den Alltag strukturieren sollen. Ebenfalls ist absoluter Gehorsam eine Selbstverständlichkeit und auch Bußübungen wie das Tragen eines schmerzhaften Dornengürtels und Selbstgeißelung kommen vor. Eine Trennung von Staat und Religion lehnt die hierarchisch aufgebaute Organisation strikt ab. Dem Papst spricht sie absolute Unfehlbarkeit zu.

Am einflussreichsten ist der Orden bis heute in Spanien, wo er nach dem Sturz des faschistischen Franko-Regimes viele Mitglieder in Führungspositionen von Wirtschaft und Politik schleusen konnte. Aber auch anderswo haben Mitglieder führende Positionen inne. So ist der derzeitige Papst Opus-Dei-Mitglied. Ziel der Organisation ist die christliche Heiligung der Welt durch Machtausübung. Mitglieder werden vertraglich an die Gemeinschaft gebunden und verpflichten sich damit, nach den Regeln der Organisation zu leben. Beliebte Neueinsteiger sind Studierende, da sie potentielle Eliten darstellen. Methoden, um die Mitglieder an sich zu binden, können sowohl psychischer Art wie die Einhämmerung schwerer Sünden- und Schuldkomplexe sein als auch totalitäre Kontrolle wie Isolierung und Entfremdung vom Elternhaus. Verhütung und Abtreibung lehnt der Orden bis heute strikt ab. Opus Dei ist weltweit aktiv, zählt aber in Spanien die meisten Mitglieder.

Die Fakten sprechen für sich und trotzdem ist Schock-Werner, die auch Dombaumeisterin in Köln ist, in den FH-Rat gewählt worden. Das hat vielleicht gute Gründe, doch weder die FH noch die Kölner Uni, für deren Hochschulrat Schock-Werner auch vorgeschlagen war, möchten darüber Auskunft geben. Gegenüber der philtrat äußerte sich die Sprecherin der FH Sybille Fuhrmann, sie wolle sich nicht an Gerüchten beteiligen. Es handelt sich allerdings um Tatsachen, die unter anderem auf der Homepage des ISM zu lesen sind. Auch die Uni gibt sich wenig transparent. »Ich bitte um Verständnis, dass ich aus Gründen der Vertraulichkeit nichts über die internen Beratungen der Findungskommission mitteilen kann«, hieß es von einem Mitglied der Berufungskommission für den Hochschulrat.

Diese mangelnde Kooperationsbereitschaft ist möglicherweise einer der vielen Gründe, warum sich nicht nur der AStA der FH gegen die Institution Hochschulrat positioniert und demnächst mit einer Broschüre über die Mitglieder aufklärt.