Nasofi? – Na so was!

Die extreme Rechte überrascht mit einer pro-israelischen Splittergruppe Von Gregor Leyser

So mancher »Kamerad« dürfte sich angesichts der Aussagen eines im Dezember vergangenen Jahres gestarteten Blogs verwundert die Augen gerieben haben. Einige ihrer Volksgenossen fordern dort ein Existenzrecht für Israel, bezeichnen die Juden als wertvolles Volk mit schützenswerter Kultur. Mit dieser Haltung haben die »Nationalen Sozialisten für Israel« (Nasofi) für einigen Aufruhr sowohl in der rechts- als auch der linksextremen Szene gesorgt. Ausgerechnet der traditionelle Standard-Sündenbock Judentum wurde geschlachtet und erhält sogar Anerkennung. Doch mit dem Islam hat man bereits einen passenden Ersatz gefunden.

Mit dieser neuen Strömung setzt sich die Tendenz fort, dass Rechtsextreme Positionen der Linken vereinnahmen. Seit einigen Jahren gibt es die Autonomen Nationalisten, die neben dem Outfit auch die Palästinasolidarität und den Antiamerikanismus der Autonomen des Schwarzen Blocks übernommen haben. Nun formiert sich das islamfeindliche rechte Pendant zur pro-israelischen linken Gruppe der Antideutschen, von denen sich die Nasofi allerdings ausdrücklich distanzieren.

Sofern man die zugrunde liegende Rassen- und Völkerlehre nicht weiter hinterfragt, erkennt man mit etwas geistiger Flexibilität hinter der Begründung der Nasofi sogar eine gewisse Logik: Das jüdische Volk erhält seine Daseinsberechtigung nicht etwa aufgrund eines Anfalls von Toleranz, sondern hat sie sich durch sein Überleben trotz Jahrhunderte langer Verfolgung erkämpft. Analog nehmen sie auch von der Annahme einer Minderwertigkeit einzelner Völker Abstand - sofern sie sich im »natürlichen Wettstreit der Völker« behaupten können: »Ein gesundes Volk verdient es zu leben und ein krankes zu sterben!«

Für die Nasofi besteht kein Anlass, vom Rassismus des so genannten Ethnopluralismus abzurücken. Liest man die Texte, wird deutlich, mit wem man es zu tun hat. Phrasen wie »Fremdvolk« und »Reinheit des Blutes« haben hier weiterhin ihren festen Platz. Andere Kulturen: okay. Aber bitte zu Hause bleiben. So erklärt sich auch schlüssig dass die Nasofi die Existenzberechtigung Israels verteidigen. Als angenehmen Nebeneffekt lässt sich wohl dessen geographische Lage ansehen. Von dort aus kann man prima gegen »die Islamisierung Europas und für den Erhalt der jüdisch-abendländischen Kultur« kämpfen lassen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. »Bedingungsloses Selbstverteidigungsrecht für Israel gegen islamistischen Terror« zu fordern, ist da nur konsequent.

Die Meinungen in der Szene zu der neuen Strömung sind gespalten. Neben den erwartbaren Verräter-Rufen findet sich auch Zustimmung: »Der Nationale Widerstand muss sich auch intellektuell weiterentwickeln, um in Deutschland endlich auch die Massen zu erreichen«, schreibt etwa der Benutzer »Volksstolz.«

Einige Neonazis können sich dagegen so gar nicht vorstellen, dass diese Meinung in ihren eigenen Reihen entstanden sein sollte. Sie vermuten hinter dem Blog wahlweise eine Aktion der Antifa oder des Zentralrats der Juden mit dem Ziel, die rechte Szene zu spalten.