Lernen bei Lebensgefahr

Die Uni Köln hat schwere bauliche Mängel. Um diese zu beheben, wartet die Uni auf Geld von der Landesregierung. Von Julia Groth, Nina Weinbrenner

Studieren an der Uni Köln kann mit Gefahr für Leib und Leben verbunden sein. Diesen Eindruck konnte man zumindest Mitte April gewinnen, als eine Rundmail der Verwaltung den Studierenden verkündete, dass zwölf Hörsäle der Humanwissenschaftlichen Fakultät (HF) vorübergehend gesperrt werden müssten. Der Grund: Eine Deckenlampe war heruntergefallen, weitere könnten folgen. Die gefährlichen Lampen, die zwar relativ neu, aber schlecht in der Decke verankert sind, wurden provisorisch mit Netzen gesichert. Nachdem bereits im Februar Lampen heruntergefallen waren, hatte man ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Sicherheit zu überprüfen. Es ergab, dass alles in Ordnung sei und die Uni nicht reagieren müsse. Ein zweites Gutachten vom TÜV besagte aber, dass die Sicherheit nicht gewährleistet sei, woraufhin die Uni mit den Sicherungsarbeiten begann. Die Grundsanierung soll in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden.

Der Studierendenausschuss der Vollversammlung (StAVV), die Studierendenvertretung der HF, kritisiert zwar, dass die Sanierung erst so spät beschlossen worden ist, zeigt sich aber auch froh darüber, dass die Unileitung überhaupt gehandelt hat. «Das Verhalten der Uni, die Hörsäle zu schließen, war richtig, was die Sicherheit angeht«, so Silke Kargl vom StAVV. Allerdings fordert der StAVV nun, dass die Studiengebühren für die Dauer der Sicherungsarbeiten an die Studierenden zurückgezahlt werden.

Die HF ist nicht die einzige Fakultät der Kölner Uni, die unter baulichen Mängeln leidet oder an der der Zahn der Zeit nagt. In manchen Räumen der Philosophischen Fakultät lösen sich Teile der Decke ab, an einer Stelle regnet es sogar durch das Dach. In der Universitätsbibliothek werden zurzeit die Dekkenlampen gesichert, nachdem eine herunterfallende

Lampe mit Gipsplatte eine Mitarbeiterin nur knapp verfehlt hatte. Auch angesichts solcher Mängel werden Forderungen vieler Studierender laut, die Uni mit Geld aus den Studiengebühren zu sanieren. Das ist allerdings nicht möglich, weil die Studiengebühren zweckgebunden sind und nur zur Verbesserung der Lehre eingesetzt werden dürfen.

Zuständig für Sanierungen war bis vor zwei Monaten das Bau- und Liegenschaftsamt. Als eine von zwei Hochschulen in NRW ist die Uni Köln seitdem dafür selbst verantwortlich, muss also keine Anträge mehr stellen und kann eigenständig entscheiden, was wann erneuert oder renoviert wird - wenn das Geld dafür da ist. In puncto Finanzen ist die Uni nämlich weiterhin auf das Land angewiesen. »Die Politik steckt viel zu wenig Geld in Hochschulsanierungen«, sagt Uni-Sprecher Patrick Honecker. Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, will die Landesregierung der Uni in den nächsten Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung stellen. 300 Millionen Euro seien derzeit für Sanierungen nötig, meint Honecker. »Wir haben ein unglaublich marodes Erbe vom Bau- und Liegenschaftsamt übernommen«, sagt Honecker.

Nicht nur elementarste Dinge wie Decken und Wände müssen gerichtet werden, sondern auch die Innenausstattung vieler Räume hat eine Erneuerung dringend nötig. Selbst die Stromversorgung ist mitunter nicht mehr gewährleistet. In der Vergangenheit kam es an der Philosophischen Fakultät wegen eines Kabelproblems häufig zu Stromausfällen.

An der Philosophischen Fakultät werden die Sanierungsarbeiten voraussichtlich im Sommersemester 2009 beginnen. Zuvor steht noch ein Asbest-Gutachten aus. Sollte es Asbest im Baustoff der Uni nachweisen, hat die Uni wenigstens die Möglichkeit, trotz Denkmalschutz wesentlich mehr zu sanieren und renovieren als andernfalls möglich wäre.