Oh, wie schön ist Parkhaus 4

Parkhaus statt Panama Von Nadine Gottmann

Wenn man die Stadt, in der man lebt, hässlich findet, dann kann man viel Geld dafür ausgeben, seinen Garten herrichten zu lassen oder für zwei Wochen im Jahr in den Urlaub zu fliegen. Man kann aber auch einfach vor Ort das Beste aus der Situation machen. In seinen Reisen um die Ecke erzählt der Kölner Philosophiestudent Lars Weisbrod von den Orten des täglichen Lebens und betrachtet sie neu. Der Autor beginnt sein Buch mit der Aussage, dass er nicht gerne reise. Das mag zunächst überraschen, kommt studentischem Pragmatismus und Dauerpleite jedoch entgegen. »There's no place like home«, wissen wir seit Der Zauberer von Oz, und so führen Weisbrods Reisen nicht nach Panama, sondern ins Möbelhaus, in den Waschsalon oder in die Videothek. An 30 verschiedenen Orten, an denen die meisten Menschen täglich vorbeigehen, ist der Autor stehen geblieben und hat dabei einen postmodernen Reiseführer geschrieben, der selbst Unorten wie Fast-Food-Restaurant, Geldautomat oder Kiosk eine gewisse Poesie abgewinnt. So ist in Weisbrods Augen ein Burger das vielleicht einzige demokratische Laster, das es noch gibt: »Das Tor zum Fastfood steht jedem offen, man muss nicht gut genug sein, in keiner Art und Weise. Sein Versagen mit schlechter Ernährung zu kompensieren, das darf jeder.« Die Schlange vor dem Geldautomaten, in der sich OpernbesucherInnen hinter R'n'B-Chicks einreihen, wird zur »willkommenen Pause im samstagabendlichen Ausgehexzess, zum Moment der Ruhe in der zappeligen Moderne.« Und dass die indische Familie im Unicenter-Kiosk durchgehend Bollywoodfilme sieht, lässt auf »Eskapismus und Heimweh schließen, auf eine leise Abschottung vom Rest der Welt.« Komisch und originell, manchmal auch ein bisschen traurig sind Weisbrods Texte. Neben der ein oder anderen Anspielung, die das Buch für KölnerInnen bereithält, findet man auch ein paar experimentellere Kapitel. So verbringt Weisbrod eine Nacht auf dem Flughafen, vergleicht ein Nobelhotel mit einer Absteige und versucht, einer Bardame seinen Liebeskummer zu beichten. Oh, wie schön ist Parkhaus 4 ist ein schönes und unterhaltsames Buch, in dem es laut Weisbrod um drei Dinge geht: »In erster Linie um Orte, welche ja die Essenz des Reisens bilden; in zweiter Linie um Architektur und Konsum, und schließlich geht es drittens auch um mich, denn ich habe das Buch ja geschrieben.«