Vom Computer nach Hause geschickt

Der UK-Online-Nachfolger Klips sorgte Anfang des Semesters für Chaos. Dreihundert Studierende bekamen wegen Klips keinen Seminarplatz. Sie fordern deshalb jetzt ihre Studiengebühren zurück. Von Carolin Wedekind

Das Online-Seminarvergabe-System Klips (Kölner Lehr-, Informations- und Prüfungs-Service) wurde erst dieses Semester eingeführt, ist aber bereits sehr unbeliebt. Die StudiVZ-Gruppe »Klips - das dreckige Luder« hatte bei Redaktionsschluss 464 Mitglieder, bei »Ich hasse UK-Online, aber alles ist besser als Klips« sind 60 angemeldet und 84 Leute sind Mitglied der Gruppe »Wenn ich jemanden nicht mag, nenne ich ihn Klips«. Das neue System sollte die Seminarplatzvergabe verbessern, macht sie bislang aber vor allem chaotischer. 300 Studierende bekamen keinen einzigen der Seminarplätze, für die sie sich angemeldet hatten.

Anders als beim bisherigen System UK-Online können Studierende bei Klips Alternativ-Veranstaltungen angeben, für die sie eingetragen werden, falls sie ihre erste Wahl nicht bekommen. »Von den etwa 300, die keinen Platz bekommen haben, hatten sich weit über achtzig Prozent nur zu einer oder zwei Veranstaltungen angemeldet«, sagt Klips-Projektleiterin Christiane Büchter. Ein weiterer Unterschied zu UK-Online ist, dass über Klips auch Prüfungen verwaltet werden. »Die Umstellung auf den Bachelor bedeutet eine Verzehnfachung der Prüfungen pro Student«, sagt Büchter. »Ohne Unterstützung durch EDV wären die Prüfungsämter davon überlastet.«

Nach einem Testsemester an der Humanwissenschaftlichen Fakultät wurde Klips deshalb zum Wintersemester auch bei den JuristInnen und dem erziehungswissenschaftlichen Teil der Philosophischen Fakultät eingeführt. Ab nächstem Semester sollen weitere Fächer wie Philosophie, Ethnologie und Musikwissenschaften folgen.

Klips hat verschiedene Bewerbungs- und Seminarvergabephasen. In den vergangenen Semesterferien stellte sich bei der ersten Verteilphase heraus, dass etwa 1500 Seminarplätze fehlten. »Klips hat damit einen großen strukturellen Mangel gezeigt«, sagt Sarah Vasen vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Zur zweiten Vergabephase wurden die fehlenden Plätze geschaffen, indem weitere Veranstaltungen geplant oder die Teilnahmebegrenzung für bestehende Seminare ausgeweitet wurden.

Die Probleme verschwanden damit aber nicht. Selbst bei Studierenden, die ihre gewünschten Seminarplätze bekommen hatten, gab es Schwierigkeiten. Viele konnten zu Semesterbeginn nicht nachsehen, für welche Veranstaltungen sie zugelassen worden waren, weshalb Veranstaltungen verspätet anfangen mussten. »Der ganze Uni-Betrieb war in den ersten zwei Wochen gestört«, sagt Vasen.

Der AStA wird bald beim Prüfungsgremium beantragen, dass die Studierenden, die dieses Semester durch Klips beim Studieren behindert wurden, ihre Gebühren zurück bekommen. Neben den 300 Studierenden ohne Seminarplatz sollen im Antrag auch diejenigen berücksichtigt werden, die nur einen einzigen Platz bekommen haben. Ihre Zahl schätzt der AStA auf 120 bis 150.

Völlig behoben sind die Probleme auch jetzt noch nicht. »Klips hat nicht die Zeit bekommen, die es gebraucht hätte, um an die Kölner Bedingungen angepasst zu werden«, sagt Vasen. Die Entscheidung, das neue System einzuführen, wurde im Frühjahr 2006 getroffen. »Eigentlich hätte es eine Erprobungsphase von drei Jahren gebraucht«, sagt Vasen, »aber es wurde einfach durchgepeitscht.« Um weitere Verbesserungsvorschläge machen zu können, fordert der AStA die Studierenden auf, ihm ihre Beschwerden über Klips mitzuteilen.