Die heilige Stadt in den Anden

Bildergeschichten XXIX: Wie eine geheime Inkastadt zur TouristInnenattraktion wurde Von Julia Eva Fröhlich

»Machu Picchu ist eine Reise zum Seelenfrieden, dort fühlen wir unsere Zerbrechlichkeit. Ein Ruheort der Schmetterlinge in dem Epizentrum des großen Lebenskreislaufes. Ein Wunder.« Mit diesen Worten beschreibt der chilenische Poet Pablo Neruda die vermutlich höchst gelegene Ruinenstadt der Inka, Machu Picchu. Im Juli dieses Jahres ernannte die Stiftung New7Wonders den heiligen Ort auch offiziell zum Weltwunder.

Der Name Machu Picchu stammt aus der Sprache Quechua, der meistgesprochenen indianischen Sprache Südamerikas, und bedeutet »alter Gipfel«. Sie wurde nach heutigen Erkenntnissen zu Opferzwecken erbaut und ist den Indios auch heute noch heilig. Die geheimnisvolle Stadt liegt in fast 2500 Meter Höhe auf einer Bergspitze der Anden in Peru. Sie verdankt ihren Namen einem der Berggipfel, zwischen denen sie liegt. In etwa 75 Kilometer Entfernung befindet sich Cusco, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Zentrum des peruanischen Andenhochlandes.

HistorikerInnen nehmen an, dass Machu Picchu zu Zeiten der spanischen Eroberung noch nicht fertig gebaut war. Da der Bau dieser bereits zum Teil bewohnten heiligen Stätte aber durch die Eroberung nicht fertig gestellt werden konnte, wurde sie verlassen und von den Indios vergessen. Am 24. Juli 1911 entdeckte der Forscher Hiram Bingham gemeinsam mit seiner Truppe der Universität Yale die Ruinen durch Zufall wieder, als er auf der Suche nach der Inkastadt Vilcamba war. Gerüchten zufolge hatte Bingham Machu Picchu schon zwei Jahre vorher entdeckt, dies aber geheim gehalten, um zwischenzeitlich das dort gefundene Gold in die Vereinigten Staaten zu bringen.

Dank der heiligen Inkastadt ist Cusco, die nächste bewohnte Stadt, weltbekannt geworden und beherbergt nun viele TouristInnen, von denen sich täglich etwa 2000 auf den Weg machen, um den »alten Gipfel« zu sehen. Die Unesco, die Machu Picchu 1983 in die Liste des Weltkulturerbes aufnahm, sieht die Stadt von dem TouristInnenansturm bedroht und fordert deshalb eine Reduzierung auf höchstens 800 BesucherInnen pro Tag. Um auf den Gipfel zu gelangen, gibt es heute zwei Möglichkeiten. Für die, die es bequem mögen, wurde eine Bahn gebaut. Abenteuerlustige können das schwer zugängliche Gebiet in einer mehrtägigen Wanderung über den so genannten Inka-Pfad zu Fuß erreichen und müssen dabei mehrere Gebirgspässe überwinden.