Zusammen sterben

In Immer nie am Meer müssen drei in einem Auto eingesperrte Männer gegen Langeweile und Panikattacken kämpfen Von Christina Grolmuss

Nach einem Autounfall auf einer abgelegenen Landstraße sitzen Geschichtsprofessor Baisch, dessen Schwager Anzengruber und der Kleinkünstler Schwanenmeister im Wagen fest. Eingekeilt zwischen zwei Bäumen lassen sich die Türen nicht mehr öffnen. Die Fenster sind aus Panzerglas, weil es ein Regierungsauto ist, und halten jeglicher Gewalteinwirkung stand. Den Männern bleibt nichts anderes übrig, als auf Hilfe zu warten.

Körperlich relativ unversehrt müssen die Gefangenen ihrer Hilflosigkeit ins Gesicht sehen. Durch die Kameraeinstellungen auf Höhe der Fensterscheiben und die langen Schnitte erleben KinozuschauerInnen das Geschehen besonders nah mit. Es vergehen Tage und Nächte, in denen die Charaktere verzweifeln, in Panik geraten und wieder Hoffnung schöpfen. Anlass zur Zuversicht gibt ein etwa zehnjähriger Junge, der die Unfallstelle bei einem Waldspaziergang entdeckt und das Schicksal der Männer erkennt.

Statt Hilfe zu holen, nutzt der Junge die Hilflosigkeit der Männer jedoch für ein Experiment aus: die Erforschung menschlichen Verhaltens in Stresssituationen. Im Angesicht des nahenden Todes kehren Anzengruber, Baisch und Schwanenmeister zum Teil intime Geheimnisse hervor.

Die drei Hauptdarsteller sind Laien, das Drehbuch hält sich deshalb eng an ihre tatsächlichen Charaktere. Die fehlende schauspielerische Erfahrung wird so weitestgehend verschleiert und die Authentizität der Figuren bewahrt. Ein insgesamt sehr gelungener Film, der eine äußerst beunruhigende Atmosphäre verbreitet, weil er zeigt, dass viele Menschen aus purem Egoismus über Leichen gehen. Nichts für klaustrophobische Gemüter.