»Und was willst du damit mal machen?«

GeisteswissenschaftlerInnen müssen flexibel sein, wenn sie einen Job finden wollen Von Maximilian Waclawczyk

GeisteswissenschaftlerInnen, die sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen, werden derzeit von vielen Seiten beruhigt. Die Uni Köln feiert das vom Bildungsministerium initiierte Jahr der Geisteswissenschaften und will dazu ermutigen, etwas Schöngeistiges zu studieren. Auch in der Mai-Ausgabe des Uni-Spiegel zeigte man sich geradezu euphorisch. Dort wird von der niedrigen Arbeitslosenquote der GeisteswissenschaftlerInnen geschwärmt. Aber wo werden sie beschäftigt? Und brauchen wir wirklich GeisteswissenschaftlerInnen?

»Selbstverständlich«, sagt Frank Westphal vom Hochschulteam der Kölner Agentur für Arbeit, »das Land braucht eine Identität, seine künstlerische, literaturhistorische, kulturelle Identität. Wer macht das sonst?« Das Problem sei, so der studierte Historiker und Anglist, nicht der Mangel an Möglichkeiten, sondern die von den GeisteswissenschaftlerInnen selbst oft übersehene Vielfalt an Möglichkeiten. Neben den traditionellen Bereichen Lehre und Forschung gibt es auch Arbeitsfelder wie das Informationswesen, die Medien und die immer wichtiger werdende Wirtschaft. Eine Garantie, dass ein abgeschlossenes Studium der Geisteswissenschaften einen Beruf nach sich zieht, in dem das gesammelte Wissen auch angewendet werden könne, sei aber nicht möglich. »Der Wunsch nach einem fachspezifischen Beruf und der Anzahl der Möglichkeiten, die sich bieten, verhalten sich wie konzentrische Kreise: Je flexibler man in dieser Hinsicht ist, desto mehr Berufsmöglichkeiten hat man«, sagt Westphal.

Beruhigen können solche Nachrichten die Kölner Studentin Stefanie Regenbrecht nicht. Sie studiert im vierten Semester Philosophie und Kunstgeschichte. »Natürlich macht man sich Sorgen, was später einmal sein wird«, sagt sie. »Weniger, ob man überhaupt einen Job bekommt, als mehr darüber, ob man einmal das machen darf, was man selbst gut findet.« Neben der beruflichen Ungewissheit hat ihr Studium für sie im Gegensatz zum Maschinenbau- oder Medizinstudium noch zusätzliche Tücken. Studierende dieser Fachrichtungen sind in Regenbrechts Augen nicht in der Situation, sich immer wieder für das, was sie studieren, vor ihrer Umgebung rechtfertigen zu müssen. Medien und Gesellschaft ließen es heutzutage nicht aus, ständig daran zu erinnern, dass man sich als GeisteswissenschaftlerIn qualifizieren und »mit zwanzig die Berufserfahrung eines Dreißigjährigen mitbringen« müsse. Das baue einen Druck auf, den Studierende anderer Fächer nicht hätten. Trotzdem möchte sie bei ihren von anderen oft belächelten »Laberfächern« bleiben. »Viele vergessen, warum sie eigentlich studieren. Ich weiß, dass ich studiere, um etwas zu lernen, und nicht wegen irgendeines Manager-Gehaltes.«